Den Buchtitel, "Ma plus belle histoire - c´est Vous!" ("Meine schönste Geschichte seid Ihr!") entlehnt sie einem Chanson der populären Sängerin Barbara. Ansonsten ist jede Zeile erlebter
Wahlkampf. Sie hat sich in den Wochen der Auseinandersetzung mit dem Konservativen Nicolas Sarkozy wohlgefühlt. "Gott, wie habe ich die Kampagne geliebt!" schreibt sie. Ihre 335 Seiten will sie
nicht als Abrechnung verstanden wissen.
Wenig Unterstützung, viel Rivalität
Kritisch spricht sie über ihre Partei. Wenig Unterstützung, viel Rivalität. Ex-Premier Laurent Fabius habe sich wie eine beleidigte Leberwurst aufgeführt. Der 77-jährige Ex-Premier Michel
Rocard sei in ihr Büro gestürmt und habe sie aufgefordert, zugunsten seiner Präsidentschaftsbewerbung zurückzutreten. Eine Spaßeinlage! In Ex-Premier Lionel Jospin erkennt sie den ewigen
Wadenbeißer, der ihr nichts geschenkt hat. Und einige Worte verliert sie auch über den Führer der Zentrumspartei UDF, Francois Bayrou, den sie als möglichen Koalitionspartner - vergeblich -
hofierte.
Eine amüsante Geschichte
Segolene Royal wollte gegen ihren Rivalen Sarkozy punkten, Bayrou sollte ihr Joker werden. Zwischen den beiden Wahlgängen im vergangenen Frühjahr fuhr sie, wie vereinbart, zu seiner Wohnung
im 7. Arronissement. Sie rief ihn über ihr Handy an, ob sie heraufkommen könnte, sie wollte ihm im Falle ihres Sieges den Posten des Premierministers anbieten. "O nein, wir könnten gesehen werden!"
wehrte Bayrou ab. Segolene Royal wartete ein wenig im Wagen, dann fuhr sie davon. "Er benahm sich wie ein nervöser Liebhaber, der einen Seitensprung riskierte!"
Weder bitter, noch nachtragend
Ihr Buch wirkt wie eine Selbstbeschwörung. Sie wolle ihre 17 Millionen Wähler nicht im Stich lassen. "Ich weiss, dass wir uns eines Tages wiederfinden!" schreibt die 53-Jährige. Die
Vorsitzende der Region Poitou-Charentes ist weder bitter noch nachtragend. Selbst die mangelnde Unterstützung des Lebenspartners, Sozialistenchef Francois Hollande, sieht sie in einem milden Licht.
Er habe ihren Wahlkampf ohnehin aus der Ferne verfolgt. Seiner Partei gibt sie einen Teil der Schuld an der Niederlage. Am härtesten geißelt sie die mächtigen Medienkonzerne, die sich deutlich bis
zur Manipulation von Redaktionstexten für Sarkozy eingesetzt haben.
Große Zukunft
Segolene Royal will nicht aufgeben. Sie glaubt, noch eine große Zukunft vor sich zu haben. Im Januar will sie mitteilen, ob sie für den Parteivorsitz kandidiert, wenn Hollande im Herbst 2008
zurücktritt. Und dann hat sie das Jahr 2012 im Visier, die nächste Präsidentschaftswahl in Frankreich. Doch bis dahin wartet eine Mammutaufgabe auf sie: Die sozialistische Opposition zu überzeugen,
dass sie es noch einmal, dann besser, erfolgreicher und in Harmonie mit der Partei, machen kann.
Lutz Hermann
"Ma plus belle histoire - c´est Vous!", Verlag Grasset, Paris, 336 Seiten,
19,50 Euro, ISBN 9 782 246 736 110
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