Heute scheint sich dieser Grundsatz ins genaue Gegenteil zu verkehren. Die evangelikalen Fundamentalisten - mittlerweile die Mehrheit unter den amerikanischen Gläubigen - streben nach einer
Aufhebung der Trennung von Staat und Kirche. Die religiöse Rechte, unter ihnen skurrile religiöse Politstrategen, charismatische Fernsehprediger und Endzeit-Romanautoren, verfolgt das Ziel der
Politisierung des amerikanischen Christentums. Dies zu erreichen, nehmen sie fast alles in Kauf: Gewalt, Unterdrückung und die Drohung an alle "Andersgläubigen", in der Hölle ewige Qualen zu
erleiden. Das sind die Mittel, die sich die evangelikalen Fundamentalisten aus ihrem eigenen Glauben und ihrer eigenen Auslegung der Bibel erschließen. Dabei beziehen sie sich meistens nicht auf
den liebenden Gott des Neuen Testaments. Sie rechtfertigen ihre Taten durch einen alttestamentarischen, grausamen Gott und ihre eigenen Moralvorstellungen.
Gerhard Padderatz schafft in seinem Buch "Amerika. Auf dem Weg in den Gottesstaat" ein Verständnis für die Zusammenhänge und Wurzeln der politisch-religiösen Phänomene in den USA von heute.
Was bewegt die amerikanische Gesellschaft? Wie funktioniert das politische System? Wie hat sich der christliche Glaube entwickelt? Was glauben die Fundamentalisten wirklich? Wie wird der
Gottesstaat verwirklicht? Wie bekehrt Amerika den Rest der Welt? Auf diese Fragen versucht der in Amerika lebenden Historiker und Theologe Antworten zu finden. Manchmal kann man darüber lachen.
Aber meistens erschrickt man vor den Abgründen, die sich unter dem Banner von Gott, Moral und Religion auftun.
Padderatz, Dr. Gerhard: Amerika. Mit Gewalt in den Gottesstaat. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2007. 335 S., 24,90€, ISBN 978-3-89812-473-7
Mamke Kühl
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