Inland

Stadtwerke wollen fünfte Kraft im Energiemarkt werden

von Stefan Grönebaum · 10. April 2007
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Acht große Stadtwerke wollen in der neuen Interessengemeinschaft "8KU" kooperieren, um ein Gegengewicht zu den bisher bundesweit dominierenden Energiekonzernen EnBW, E.on, RWE und Vattenfall zu bilden. Die Stadtwerke Hannover, Darmstadt, Frankfurt, Köln, Mannheim, München, Nürnberg und Leipzig sind alle mehrheitlich in kommunalem Besitz. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben einen Umsatz von 14 Milliarden Euro und beschäftigen 27 000 Mitarbeiter/innen. Außerdem versorgen sie rund zehn Prozent aller deutschen Endkunden und stellen gut fünf Prozent der Stromerzeugung.

"Wir wollen uns als fünfte Kraft am Markt positionieren", so Michael G. Feist, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Hannover, zur Süddeutsche Zeitung (SZ). Dabei sei nicht geplant, gemeinsam unternehmerisch zu agieren, so Feist, der auch Präsident des Bundesverbands- der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) ist. Vielmehr gehe es der Gruppe darum, die Interessen der Stadtwerke auf dem nationalen und vor allem dem europäischen Energiemarkt zu vertreten. Dazu solle eine Geschäftsstelle in Berlin eröffnet werden. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Verstärkung der eigenen Stromerzeugung, um von Preisschwankungen unabhängiger zu sein. So investierten die Stadtwerke Hannover in den nächsten zwei Jahren allein in zwei Kraftwerksprojekten in Bitterfeld und - zusammen mit E.on - in Frankfurt am Main rund 350 Millionen Euro. Damit würde ihre Kapazität von heute etwa 700 auf rd. 950 Megawatt erhöht und Hannover würde München als Stadtwerk mit der größten Stromerzeugung ablösen, so Feist weiter.

Die Stadtwerke reagieren damit laut "SZ" auf die großen Vier, die Endkunden bundesweit verstärkt günstige Wechselangebote machen. So bietet E.on mit "E wie einfach" Strom überall zwei Cent pro Kubikmeter Erdgas günstiger an als der lokale Tarif. Der Grundtarif soll bei E.on stets um einen Cent unter dem der ortsansässisgen Stadtwerke liegen. RWE plant für den Herbst mit "eprimo" einen ähnlichen Auftritt. Für Feist kommen die Stadtwerke der EU-Forderung entgegen, für mehr Wettbewerb zu sorgen. Mit den Investitionen in neue Kraftwerke wollen sie ihre Abhängigkeit von den Energiekonzernen verringern. Die von der Brüsseler Wettbewerbskommissarin Nelly Kroes angestrebte Trennung von Erzeugung und Netzen hält Feist für "überflüssig und schädlich". Dann würden Investitionen reduziert und die Netze langfristig unsicherer.

Süddeutsche Zeitung vom 10. April 2007; www.vku.de, www.zfk.de.

Autor*in
Stefan Grönebaum

war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.

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