So einfach denkt heute keiner mehr. Inzwischen ist klar und unbestritten, dass sogar das Bewahren der Schöpfung und der Natur nicht ethischer oder gar religiöser Luxus ist, sondern ganz
wichtiger Faktor der Ökonomie. Das lässt hoffen! Auch für den Menschen. Denn der ist - rein wirtschaftlich betrachtet - mehr als Arbeitskraft, Kostenfaktor und Einsparpotenzial. Er ist das
einzige Wesen, das Geld ausgeben kann. Nur er kann Endverbraucher sein. Selbst Roboter mögen dem Menschen wie Menschen dienen können, doch bleiben sie immer nur Kostenfaktor - dort eingesetzt, wo
ein Mensch ihre Produktionskraft oder Dienstleistung gebrauchen will und bezahlen kann.
Neue Maschinen können erfunden werden. Den zur Zahlung ganz allein begabten Mensch werden sie aber nicht ersetzen. Er muss wie bisher auf die uralte Methode "hergestellt" und - sehr
kostspielig - großgezogen werden. Und man muss ihm Geld in die Hand geben, damit seine einzigartige Begabung einerseits für ihn selbst, aber auch zum Blühen der Volkswirtschaften zur Geltung
kommt. Und das weltweit.
"Hat der Bauer ´s Geld, so hat´s die ganze Welt!"
Das wussten schon unsere Großeltern zu einer Zeit, als 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten. Schon damals also trug der "kleine Mann" zum Wohlstand aller bei. Und
der hohe Wohlstand auf der Erde ist - überall befördert durch die technische Entwicklung - nicht da entstanden, wo wenige Reiche die Vielen schamlos knechten und ausnützen und ein bisschen mit
Wohltätigkeiten beruhigen können. Nein, er entstand dort, wo "die vielen kleinen Leute", angestachelt von Marx' Gedanken sich eine wirksame Vertretung schaffen konnten. Die wiederum erwirkte mit
denen "da oben" einen Ausgleich, sodass alle etwas davon hatten. Und die Wirtschaft profitiert!
Wer heute den Wirtschaftteil unserer Zeitungen liest, könnte den Eindruck gewinnen, es gebe einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Investitions- und Privatbedarf. Dabei sind beide doch
nur End- beziehungsweise Vorstufen des einen Vorgangs, der am Ende die ausschlaggebende Bereitschaft von Menschen voraussetzt, ein Produkt zu kaufen.
Autos kaufen keine Autos
Henry Ford hatte einst als Produktionsziel formuliert, mindestens ein Auto-Modell zu dem Preis herzustellen, den seine Arbeiter bezahlen können - mit ihrem Arbeitslohn. Ford war kein
Sozialträumer. Auch Daimler-Benz hat mit den Jahreswagen jahrelang einen wichtigen Teil seines Absatzes gesichert.
Aber hat sich das wegen der die weltweiten Arbeitsteilung und Globalisierung nicht grundlegend verändert? Grundlegend ganz sicher nicht - allenfalls in der erfassbaren Wahrnehmung! Denn es
ist alles unübersichtlicher geworden, sodass nur noch Spezialisten und dann meist auch nur für ihre eigene Branche rechnen und kalkulieren können. Sie kennen sich im Dschungel der öffentlichen
Förderung aus, was z.B. bei den Industrie-Ansiedlungen vor allem im EU-Raum eine wichtige Rolle spielt. Über das beliebte Manager-Spiel, Unternehmen anzukaufen und dann oft schon nach wenigen
Jahren wieder verlustreich zu verkaufen, steht viel in den Medien. Vom finanziellen Erfolg oder Misserfolg bei der Auslagerung von Produktionen hingegen ist kaum etwas zu erfahren.
Demgegenüber können Märkte nicht einfach verlegt werden. Ein Bedarf muss entwickelt, gefördert, gehegt und gepflegt werden. Denn er ist und bleibt die Grundlage allen wirtschaftlichen
Handelns. Was, wenn ein Produzent von Luxus-Ledertaschen, der seine Ware heute vor allem in Deutschland verkauft, seine Produktion in Billiglohnländer verlegt, wo nur verschwindend wenige seine
Taschen erwerben können? Einzelne Unternehmen können das machen. Folgten ihm viele, würde das die Kaufkraft ruinieren.
Die Menschlichkeit der Arbeitswelt
Und noch eine Grundlage muss geschaffen werden: Ein guter Produzent wie Konsument ist ganz sicher nicht der angsterfüllte, gemoppte, unterbezahlte und dauergehetzte Mensch. Deshalb muss in
den Betrieben und in der Gesellschaft ein Klima geschaffen werden, das gute Leistung als Grundlage guten und dauerhaften Einkommens zum eigenen wie zum Ziel der Betriebe macht. Menschlichkeit in
der Arbeitswelt war, ist und bleibt profitabel - jedenfalls längerfristig. Wenn dies wieder Grundmaxime der Unternehmens-Philosophie würde, könnte auch die Wirtschaft aufatmen.
Wer viel Steuer einnehmen will, der muss anstreben, dass die Vielen auch viel Steuern zahlen können - eine Binsenwahrheit, die aber immer wieder gesagt werden muss. Es gelingt nicht,
anstelle der Vielen nur die Reichen mit immer höheren Steuern zu belasten. Sie schreiben ab oder flüchten dahin, wo ein Staat milder mit ihnen umgeht. Dieser Wettstreit um Luxusbedingungen für
die Reichen ist ja nicht einmal in der EU zu stoppen.
Also muss auch das Einkommen der Vielen wachsen. Und zwar weltweit. Denn nur die Vielen können den Konsum wirksam steigern. Aktienerwerb, Geldanlage oder Übernahme von Rendite-Immobilien
sind kein Konsum. Wer sein Geld weitergibt erwartet Zinsen. Das setzt voraus, dass irgendein Mensch einen Mehrwert erarbeitet und Zinsen bezahlen kann. Darum werden dauerhaft nur die weltweite
Überwindung der Armut und die Teilhabe vieler am Wohlstand sichern, dass auch die großen Vermögen Bestand haben. Man kann also überspitzt formulieren: Moral ist wirtschaftlich.
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