Inland

Der Weg zum Erfolg

von Sabine Balk · 10. März 2011
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Die 50-Jährige Nadia Qani ist Chefin des Ambulanten Häuslichen Pflegedienstes AHP in Frankfurt, der sich auf die Pflege von Menschen mit Migrationshintergrund spezialisiert hat. Die ehemalige Asylbewerberin hat selbst keine geradlinige Biografie. Sie arbeitete in Deutschland jahrelang als Putzfrau und Kassiererin. Bei der Selfmade-Unternehmerin bekommen diejenigen eine Chance, die Einsatzbereitschaft und Menschlichkeit im Umgang mit den Patienten zeigen und dem harten Job einer ambulanten Pflegekraft gewachsen sind.

Bis zum Umfallen gearbeitet

Und sie müssen mit Feingefühl auf die religiösen und kulturellen Besonderheiten der Patienten eingehen. 58 Frauen und Männer aus 24 Nationen arbeiten für AHP. Sie sprechen 38 Sprachen, am häufigsten Türkisch und Iranisch. Alle Mitarbeiter müssen Deutsch lernen. "Ich erwarte, dass sie das aus eigener Initiative tun, aber ich unterstütze sie, indem ich ihnen zwei Mal die Woche für einen Deutschkurs frei gebe", so Qani.

Als sie selbst 1980 mit 19 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland floh, konnte sie kein Wort Deutsch. "Ich habe die Sprache gepaukt und beinahe bis zum Umfallen gearbeitet", erinnert sich die Mutter zweier Söhne. Anfang der 1990er Jahre putzte sie bei einem ambulanten Pflegedienst und lernte eine Patientin kennen, die sie unbedingt als Betreuerin haben wollte. "Das war der erste Schritt zu meinem Pflegedienst."

Engagement stößt nicht nur auf Zustimmung

Nadia Qani ist keine examinierte Pflegekraft, in Afghanistan arbeitete sie im Wirtschaftsministerium und als Lehrerin. Ihr betriebswirtschaftliches Wissen half ihr, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Seit sie in Deutschland ist, engagiert sie sich auch für die Rechte und Gleichstellung von Frauen etwa in ihrem Verein Zan (persisch: Frau). Für ihr Engagement wurde Nadia Qani vielfach ausgezeichnet, darunter als "Best!agers - Unternehmen mit Weitblick" und "Bester Arbeitgeber im Gesundheitswesen". Das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt sie für ihre Verdienste um die Ausbildung und Integration von Frauen mit Migrationshintergrund.

Ihr Engagement stößt nicht nur auf Zustimmung. Sie erhält seit Monaten Drohbriefe von Rechtsradikalen und bekommt Personenschutz. Vielen ihrer afghanischen Landsleute in Deutschland ist Nadia Qani - seit 1999 eingebürgert, seit 2005 SPD-Mitglied - zu deutsch. "Ich habe zwar Angst, aber ich lasse mir den Mund nicht verbieten", sagt Qani.

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