Kultur

Der arme Poet

von ohne Autor · 4. April 2008
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"Dies soll keine Jammerveranstaltung werden", hatte Moderatorin Dorle Gelbhaar die Zuhörer begrüßt. Das wurde der Abend, der unter der Überschrift "literarisches Berlin - Projekte und Probleme" stand, auch nicht. Doch während die Schriftsteller von ihrer Arbeit berichteten, waren auch die Problem, die sie dabei behindern, allgegenwärtig.

"Ein Projekt bedeutet für mich, erst einmal eine Idee zu haben, aber kein Geld", sagte Anja Tuckermann. Die Autorin von Romanen und Theaterstücken schrieb zuletzt auf Einladung des Goethe-Instituts in Ankara ein Internettagebuch. Davor arbeitete sie viel mit Jugendlichen zusammen und leitete unzählige Schreibwerkstätten. Geld gibt es dafür wenig bis gar nicht.

4,55 Euro Stundenlohn

"Ich habe für mein letztes Buch mal ausgerechnet, wie hoch mein Stundenlohn ist", sagte Horst Bosetzky. Der als "-ky" bekannte Krimiautor und Vorsitzende des Berliner Schriftstellerverbands kam auf 4,55 Euro. "Das liegt weit unter dem von uns geforderten Mindestlohn", ereiferte sich Bosetzky. "Wie soll man davon leben?"

Dieser Frage war der Verband im vergangenen Jahr mit einer Umfrage unter allen rund 500 Berliner Schriftstellern nachgegangen. Das Ergebnis: Etwa 80 Prozent können nicht von ihren Autorenhonoraren leben. Hartz IV, Renten oder im besten Fall ein Hauptberuf sind die Haupteinnahmequelle. "Wir können uns nur mit unserem Galgenhumor über Wasser halten", spottete Bosetzky.

Von der Arbeit leben

Da der zum Leben nicht ausreicht, fordert der Schriftstellerverband seit langem, einen "Lesetopf" beim Berliner Senat einzurichten, aus dem Lesungen in Bibliotheken finanziert werden sollen. Doch das Abgeordnetenhaus stellt sich quer. "Bisher sind wir kläglich gescheitert." So wirkt die Erfüllung des Wunschs, den Anja Tuckermann äußerte, einfach wie weit entfernt: "Ich will für die Arbeit, die ich täglich mache, so bezahlt werden, dass ich davon leben kann."

Dafür wird der Schriftstellerverband weiter kämpfen. Und die Schriftsteller werden weiter schreiben: zum großen Glück für ihre Leser.

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