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Zum 63. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee lud der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V. zusammen mit dem Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. zur Filmvorführung. "Stealing Klimt" erinnert daran, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten, wie die Raubkunst-Debatte deutlich zeigt, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte bilden.



Die Geschichte


"Stealing Klimt" erzählt die Geschichte von Maria Altmann, Erbin der berühmtesten Bilder des Expressionisten Gustav Klimt und ihrem juristischen Streit mit der österreichischen Regierung. Diese Bilder, die sich bis 1938 in Familienbesitz befanden, wurden nach dem so genannten "Anschluss" Österreichs von den Nazis widerrechtlich beschlagnahmt und verblieben auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Wiener Galerie. Unter ihnen das weltberühmte Porträt von Maria Altmanns Tante "Adele Bloch-Bauer I" von 1907. Insgesamt wird der Wert dieser Bilder auf rund 300 Millionen Dollar geschätzt.

Erst 2006 kam Maria Altmann aufgrund einer veränderten Gesetzeslage zu ihrem Recht: Ein Schiedsgericht entschied zu ihren Gunsten: Die Bilder mussten an die in den USA lebenden Nachfahren zurückgegeben werden.



Vom Umgang mit der Geschichte


Dieser Fall sorgte gerade in Österreich für negatives Aufsehen. Viele befürchteten einen regelrechten Ausverkauf der Nationalkultur. Von der Presse wurde Maria Altmann zum Teil mit althergebrachten jüdischen Klischees als geldgierige und streitsüchtige alte Dame betitelt. Fraglich bleibt indessen die hartnäckige Haltung Österreichs, was die Inbesitznahme der Bilder anbelangt. Aus moralischer Sicht hätte es der Alpenrepublik sicherlich nicht geschadet, die Bilder auch ohne richterliches Urteil an die rechtmäßigen Besitzer zu übergeben.

Der Film dokumentiert ein noch weitgehend unbearbeitetes Kapitel deutscher wie auch österreichischer Geschichte und verlangt nach Jahrzehnten des Verschweigens nach umfassender Aufklärung und Wiedergutmachung.



Aufklärung und Wiedergutmachung


Dr. h.c. Joachim Gauck,Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., betonte zu Beginn der Veranstaltung die Bedeutung des Erinnerns an die nationalsozialistische Vergangenheit für die heutige Gesellschaft, dass sich im Engagement gegen rechtsgerichtete und fremdenfeindliche Tendenzen fortsetzt. Anschließend führte Dr. des. Anna-Dorothea Ludewig, Mitarbeiterin am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, mit Anmerkungen zur internationalen Raubkunst-Debatte in die Thematik ein. Unter den zahlreichen Besuchern nahm auch Dr. Hans- Joachim Vogel an der Veranstaltung teil.

Buchtipp zum Thema:

Wer sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen: Julius H. Schoeps, Anna-Dorothea Ludewig (Hg.): Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum, 19,80 Euro, ISBN: 978-3-86650-641-1

Von Edda Neumann

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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