Kultur

Die Favoriten

von Birgit Güll · 11. Dezember 2010
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Kai Doering empfiehlt

Frank Goosen: "Radio Heimat. Geschichten von zuhause"

Es gibt sicher schönere Gegenden in Deutschland als das Ruhrgebiet. Doch wenn der Autor und Kabarettist Frank Goosen von "Furzknoten", Gartenlaube und Currywurst erzählt, ruft er damit schon ein gewisses Fernweh nach dem Pott hervor. In "Radio Heimat" erzählt Goosen (sehr persönliche) "Geschichten von zuhause", die den größten Ballungsraum Deutschlands in ein anderes Licht rücken. Und wer sich nach 160 Seiten Lektüre immer noch fragt, warum es sich lohnt, dem Ruhrgebiet einen Besuch abzustatten, der sollte sich bewusst sein: "Woanders ist auch scheiße".

Eichborn Verlag, 2010, 168 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3821860725

Björn Eggert empfiehlt

Ken Follett: "Sturz der Titanen: Die Jahrhundert-Saga"

Spätestens seit dem im Fernsehen der millionenfach verkaufte Bestseller "Die Säulen der Erde" gezeigt wurde, ist Ken Follett allen ein Begriff. In seinem neuen Buch "Sturz der Titanen" beschreibt er eine ganze Epoche. Das Buch ist der Auftakt einer dreibändigen Jahrhundert-Saga: drei Länder, drei Familien, drei Generationen wird sie umfassen. Ihre Schicksale entfalten sich im ersten Band vor dem Hintergrund jener dramatischen Zeit, die mit den Vorboten des Ersten Weltkriegs beginnt und in den folgenden Büchern mit dem Fall der Mauer enden soll.

Bastei Lübbe Verlag, Köln, 2010, 1022 Seiten, 22,99 Euro, ISBN 978-3-7857-2406-4

Gero Fischer empfiehlt

Stephan Serin: "Föhn mich nicht zu - Aus den Niederungen deutscher Klassenzimmer"

Lehrer sind faul, arbeiten nur halbtags und haben doppelt so viel Urlaub wie normale Menschen - so viel zu den gängigen Klischees. Dass Pädagogen, bevor sie diese paradiesischen Zustände erreichen, durch eine Hölle namens Referendariat gehen mussten, erfährt man in Stephan Serins Buch "Föhn mich nicht zu" . Satirisch und mit viel Wortwitz beschreibt er seine eigene Referendariatszeit als ständigen Kampf gegen Seminarleiter, Verwaltung und lernunwillige Schüler. Das ist oft ziemlich witzig und nebenbei bekommt der Leser einen etwas anderen Blick auf den Lehrerberuf.

Rowohlt Verlag, Reinbek, 2010, 256 Seiten, 9,95 Euro, 978-3-499-62670-8

Birgit Güll empfiehlt

Hanna Lemke: "Gesichertes"

Auf knapp 190 Seiten legt die junge Schriftstellerin Hanna Lemke nicht weniger als 18 Kurzgeschichten vor. Und wenn der Titel es auch andeutet, gesichert ist in den Erzählungen nichts. Beziehungen, Lebensverhältnisse und Zustände geraten nicht ins Wanken, der Boden schwankt von Beginn an. Alte Blaupausen von Lebensentwürfen taugen nicht mehr, die Figuren sind auf der Suche nach etwas Eigenem. Lemke erzählt in einer klaren und eindringlichen Sprache, die leichtfüßig daherkommt und dabei eine Wucht entwickelt, die den Leser in den Bann zieht und zum Nachdenken anregt. Ein eindrucksvolles Debut.

Antje Kunstmann Verlag, München, 2010, 189 Seiten, 17,90 Euro, ISBN 978-3-88897-642-1

Dagmar Günther empfiehlt

Suze Rotolo: "Als sich die Zeiten zu ändern begannen"

Sie war 17 und er 20. Suze liebte Bobund er liebte sie. Mehr als drei Jahre lang war Suze Rotolo die Frau an der Seite des begnadeten Musikers Bob Dylan - in Greenwich Village, in den wilden 1960ern. Ihr Buch ist eine Offenbarung, eine Ode an die Liebe, das Bekenntnis einer starken Frau zu ihrem selbstbestimmten Leben. Und es ist die authentische Erinnerung an eine Zeit, als noch das Gemeinwohl im Mittelpunkt stand und nicht die Frage "Was habe ich denn davon?".

Parthas Verlag, Berlin 2010, 375 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-86964-010-1

Lars Haferkamp empfiehlt

Alice Schwarzer (Hg.): "Die große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus"

Alice Schwarzers Buch enthält sich jeder Ideologisierung. Hier erzählen Frauen von ihren Erfahrungen mit dem Islamismus. Es sind Berichte über Unterdrückung und Entrechtung, die einen zunächst sprachlos, dann wütend machen. Es sind Weckrufe für jeden Leser, der glaubt, die Gefahr des Islamismus werde von den Medien übertrieben. Die Analysen von Islam-Expertinnen entlarven das System des Islamismus, das in allen Ländern der Welt auf gleiche Weise funktioniert. Alice Schwarzer hat ein sehr beunruhigendes Buch geschrieben. Es sollte Pflichtlektüre für jeden sein, dem Freiheit und Demokratie wichtig sind.

Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2010, 320 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 978-3-462-04263-4

Angela Hesse empfiehlt

Monica McInerney: "Die Töchter der Familie Faraday"

Erzählt wird die Familiengeschichte der Faradays: Ein alleinerziehender Vater und Witwer mit seinen fünf sehr verschiedenen Töchtern. Als die jüngste von ihnen Mutter wird, verändert sich das Leben der Familie rasant. Die vor Jahren verstorbene und von allen verehrte Frau und Mutter ist immer noch im Alltag präsent. Viele vorgelebte Traditionen werden bewahrt. Alles verändert sich, als eine Tochter die Tagebücher der Mutter findet und liest. Ein wundervolles Buch, spannend und fesselnd geschrieben. Ich kann es nur weiterempfehlen.

Goldmann Verlag, München, 640 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 978-3-442-46811-9

Uwe Knüpfer empfiehlt

Hans-Peter Bartels et. al.: "Das vorwärts-Liederbuch"

Von "Die Gedanken sind frei" bis "Der Mond ist aufgegangen", über "Das weiche Wasser" zu "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern": Dieses gutsortierte, liebevoll editierte, handliche und praktisch rotweinfest gebundene Büchlein versammelt Lieder, die viel öfter (wieder) gesungen werden sollten. Wer nur halbwegs bei Stimme ist, findet sofort ein paar Zeilen, die Erinnerungen wecken. Dieses Buch macht Lust auf Gesang und liefert die Noten dazu. Zu jeder Jahreszeit, allein oder in der Gruppe, am Lagerfeuer oder auch im Ortsverein: Singt, Genossen, singt!

vorwärts buch, Berlin, 2009, 189 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 978-3-86602-000-0

Vera Rosigkeit empfiehlt

Heinrich Steinfest: "Mariaschwarz"

Skurrile Handlungen, abgeklärte Erzählweise und wunderliche Weltanschauungen machen aus den Krimis von Heinrich Steinfest ein Lesevergnügen. Auch das 2010 als Taschenbuch erschienene "Mariaschwarz" steckt voller überraschender Wendungen. Chefinspektor Lukastik, bereits bekannt aus Steinfests Roman "Nervöse Fische", ermittelt im österreichischen Dorf Hiltroff, nachdem dort ein Skelett aus dem nahe gelegenen See Mariaschwarz geborgen wird. Nicht das Einzige, was an diesem Ort merkwürdig ist, denn bei Steinfest ist selten etwas das, was es zu sein scheint. Wortwitz und Humor inklusive.

Piper Verlag, München, Taschenbuchausgabe, 2010, 320 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 9783492051804

Karsten Wenzlaff empfiehlt:

Dominic R. Schwickert: "Strategieberatung im Zentrum der Macht: Strategische Planer in deutschen Regierungszentralen"

Besteht die Politik nur aus kurzfristigen Reaktionen der Tagespolitik - oder wie werden langfristige Themen wie Demographischer Wandel, Energiesicherheit und Infrastrukturpolitik in den Regierungen in Deutschland behandelt? Der Politikwissenschaftler Dominic Schwickert hat in zehn Bundesländern untersucht, wie in den Zentralen der Landesregierungen diese langfristigen Themen angegangen werden.

VS-Verlag, Wiesbaden, 230 Seiten, 34,95 E uro, ISBN: 978-3-531-17430-3

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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