"Den Konsumenten wird bewusst ein gutes Gewissen verkauft", zeigte sich Hartmann überzeugt. So suggerierten viele Unternehmen ihren Kunden, dass sie etwas Gutes für die Umwelt täten, wenn sie
ihre Produkte kauften. Das Angebot einer Brauerei, beim Erwerb eines Bierkastens ein Stück Regenwald zu retten, sei nur ein Beispiel dafür. "Dabei geht es häufig nur darum, dem
verantwortungslosen Handeln ein grünes Mäntelchen zu geben."
Auf den ersten Blick profitieren dabei alle - die Kunden, weil sie sich aufgrund eines umweltgerechten Verhaltens gut fühlten und die Unternehmen, weil sie ihren Absatz steigerten. "Es ist
aber eine hochgefährliche Idee, dass man Unternehmen dafür finanziell belohnen soll, dass sie nachhaltige Produkte herstellen", warnte Kathrin Hartmann. Schließlich entstehe auf diese Weise auch
eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, da sich nur Reiche einen umweltbewussten Konsum leisten könnten.
Hoffnung auf Besserung durch die EU
"Wer bei Kik ein T-Shirt kauft, gilt heute gleich als Verbrecher", stimmte SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks zu. Viele Menschen könnten sich jedoch den Kauf teurer Produkte gar nicht
leisten. "Die Spaltung der Gesellschaft wird größer, wenn sich nur manche Menschen diese Produkte leisten können."
Zudem stellten all diejenigen, die gutes Verhalten allein über den Kauf definierten, den Wettbewerb über alles. Hoffnung auf Besserung im Großen erhofft sich die Politikerin vom noch nicht
ratifizierten Lissabon-Vertrag. "Dann sind der Mark und das Soziale endlich gleichgestellt." So stehe zukünftig bei der Vergabe öffentlicher Aufträge nicht nur das billigste Angebot im
Vordergrund, sondern auch die Frage, unter welchen Arbeitsbedingungen ein Erzeugnis hergestellt wurde. "Wenn ganz Europa kein Produkte aus Kinderarbeit mehr importierte, hört diese auf zu
existieren", so Hendricks.
Auch Kathrin Hartmann sieht die Politik in der Pflicht, soll es ein wirkliches Umdenken geben. Es sei "zynisch", wenn die moralische Grenze allein durch den Konsum gezogen werde. "Es ist
ein Bringschuld der Politiker, das verlorene Vertrauen in den Staat zurück zu gewinnen", meinte auch Barbara Hendricks. Allerdings seien auch die Bürger in der Pflicht: "Eine Demokratie kann
nicht nur von Politikern leben."
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