Parteileben

Symbol einer gescheiterten Technologie

von Dietrich Drescher · 23. Juli 2009
placeholder

Das Atomkraftwerk Krümmel ist der größte Siedewasserreaktor der Welt. Es steht für eine beispiellose Serie von Störfällen und damit für das Scheitern eines technologischen Traums aus den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Am 28. Juni 2007 machte das Kraftwerk Schlagzeilen. Einer der beiden Maschinentranformatoren war in Brand geraten. Krümmel wurde für zwei Jahre vom Netz genommen und ging nach umfangreichen Reparaturen erst am 19. Juni 2009 wieder in Betrieb. Zwei Wochen später kam es erneut zu einem Totalausfall eines Maschinentransformators. Eine zugesagte Überwachnungseinrichtung war nicht installiert worden. In der Folge waren auch Defekte an den Brennstäben des Reaktors bekannt geworden.

Die Betreiberfirma Vattenfall will die Transformatoren erneuern und das Kraftwerk weiter nutzen. Vorerst wurde nur der Kraftwerks-Chef ausgetauscht.

"Der Austausch der beiden Transformatoren ist jedoch nur die zweitbeste Lösung des Problems: Die beste wäre eine Stilllegung des AKW Krümmel und möglichst bald auch aller anderen AKW", sagt der energiepolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Olaf Schulze. Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers Vattenfall, nicht nur für das AKW Krümmel, bleiben bestehen.

Wie zuverlässig ist Vattenfall?

Die für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht hat eine erneute Zuverlässigkeitsprüfung des Betreibers veranlasst. "Vattenfall ist jetzt in der Pflicht, weitreichende Konsequenzen aus dem jüngsten Störfall zu ziehen", schreibt Gitta Trauernicht dem Betreiber ins Stammbuch. "Auch die Informationspolitik des Kernkraftwerks Krümmel ist erneut zu kritisieren", so die Ministerin. Unabhängig davon gebe der erneute Störfall Anlass, grundsätzlich über die im Atomkonsens festgeschriebene Möglichkeit zur Übertragbarkeit der Restlaufzeiten von älteren Atomkraftwerken auf jüngere Anlagen nachzudenken.
Der Landesparteirat hat die endgültige Abschaltung des Atomkraftwerkes Krümmel gefordert. Darüber hinaus soll das Atomrecht verschärft werden. "Markige Worte helfen jetzt nicht mehr weiter, jetzt muss gehandelt werden. Die SPD ist dazu bereit!", sagt Landesparteiratsvorsitzender Andreas Beran.

Der CDU-Landesvorsitzende Carstensen will Krümmel nach Presseberichten "einen letzen Versuch" zubilligen. Mehr noch: In ihrem Wahlprogramm fordert die CDU "eine Laufzeitverlängerung der sicheren deutschen Anlagen".

Schlagwörter
Autor*in
Dietrich Drescher

ist Redakteur der vorwärts-Regionalausgabe Schleswig-Holstein.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare