Inland

Biodiversität – eine Chance für Unternehmen

von Die Redaktion · 6. April 2008
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Ökonomen würden wohl von einer Win-Win-Situation sprechen. Wirtschaftlicher Erfolg dank Umweltschutz. Dass dies kein Widerspruch ist, will die Bundesregierung mit ihrer "business and biodiversity"-Kampagne aufzeigen. Weil die Artenvielfalt auf der Erde aber bedenklich zurückgeht, gibt es zudem keine Alternative zum Erhalt der Biodiversität.

Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund (GNF): "Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt ist hoch." Nur folgerichtig also, dass neben Regierungen und NGOs auch Wirtschaftsunternehmen einen gewichtigen Teil zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen sollen. Bisher, so Hammerl, beherzigen nur wenige Firmen dies.

Thema Biodiversität "nordkurvenfähig" machen

Ziel der Bonner Expertentagung von GNF und der staatlichen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ): Biodiversität soll zum Kerngeschäft der Konzerne werden. Denn nur wer voll auf Biodiversität setze, könne auch davon profitieren, sagt Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Mit Minister Sigmar Gabriel arbeitet er daran, das Thema "nordkurvenfähig" zu machen.

"Ökologie ist die Ökonomie des 21. Jahrhunderts", sagt Machnig. Der Anteil der "grünen Märkte" werde in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. Die Bundesregierung will eine Führungsrolle auf diesem Sektor übernehmen und mehr Unternehmen ins Boot holen. Tenor: Biodiversität ist eine wirtschaftliche Chance.



"Müssen aufhören, die kulturelle Festplatte zu löschen"


Die UN-Konferenz zur Biologischen Vielfalt findet im Mai ebenfalls in Bonn statt. Herauskommen soll ein Abkommen, dass sich eine "signifikante Verlangsamung des Rückgangs der Biologischen Vielfalt" zum Ziel setzt. Staatssekretär Machnig unterstreicht dies mit einem Bild: "Wir müssen damit aufhören, weiter Teile unserer kulturellen Festplatte zu löschen."

Ein "guter Manager" ist für den Lüneburger Professor Stefan Schaltegger, einem der Experten auf dem Gebiet des nachhaltigen Wirtschaftens, "einer, der Biodiversitäts-Auswirkungen berücksichtigt."

Peter Kowalsky ist so einer - er genießt in Wirtschaftsteilen sowie bei Biologen gleichermaßen hohes Ansehen. Seine Bio-Limonade von der Rhön hat nicht nur die Kleinbrauerei seiner Familie gerettet, sie bringt auch die Chefs der großen Limonadenhersteller gehörig ins Schwitzen. Kowalskys Konzept ist einfach: "Alle Entscheidungen bei uns sind an die Unternehmensphilosophie gekoppelt."

Vorbild Bio-Limonade

Kowalsky verbindet geschäftlichen Eigennutz mit dem Nutzen der Gemeinschaft. So fördert seine Firma den Ausbau des biologischen Anbaus an der Rhön. Die Anpflanzung eines Trinkwasserwaldes für Bionade und ein "Bienenprojekt Rhön" sind in Planung. Wasser und Honig werden sich natürlich in der Limonade wiederfinden.

Aber nicht alle Unternehmen können mit dieser Geschwindigkeit mithalten. Angelika Pohlenz von der Internationalen Handelskammer warnt: "Unsere Unternehmen müssen auch daran denken, Geld zu verdienen." Viele fühlten sich überfordert von hochfliegenden Biodiversitätskonzepten. Für Staatssekretär Machnig kein Argument. Es gehe nicht darum, trotz, sondern mit dem Umweltschutz zu verdienen.

Manuel Preuten

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