Wie gut Martin Schulz im SPD-Wahlkampf ankommt
Florian Gaertner/photothek.net
Bremen, Leipzig, Bielefeld: Egal wo Martin Schulz in diesem Wahlkampf öffentlich auftritt, das Interesse ist riesig. Tausende kommen auf die Plätze, um den Kanzlerkandidaten der SPD zu hören und zu sehen. Um sich selbst ein Bild zu machen, von ihm und seinen Argumenten.
Erfolg im Wahlkampf kann Wahl entscheiden
Fast 50 Prozent der Wähler sind noch nicht entschieden, wem sie bei der Bundestagswahl ihre Stimme geben werden. Je weniger Menschen politisch festgelegt sind und je später sie sich für eine Partei entscheiden, umso wichtiger werden die Begegnungen und Erfahrungen im Wahlkampf. Es kommt darauf an, in den nächsten Wochen möglichst viele Menschen zu erreichen und von diesen möglichst viele zu überzeugen, am 24. September ihr Kreuz an der gewünschten Stelle zu machen. Wem diese Überzeugungsarbeit am besten gelingt, der hat gute Chancen, die Wahl für sich zu entscheiden. Deshalb ist die hohe Teilnehmerzahl bei den Veranstaltungen „Martin Schulz live“ in diesem Wahlkampf ein gutes Zeichen für die SPD.
Wer den Kandidaten bei seinen Auftritten quer durch die Republik begleitet, stellt fest: Die große Mehrheit, die zu den Wahlkampfterminen mit Schulz kommt, sind keine Parteimitglieder sondern interessierte Bürger, die den Kandidaten ein bisschen kennenlernen möchten, die ihn einmal live und aus der Nähe erleben wollen. Wie groß das Interesse ist, merkt man auch daran, dass sich die Plätze bereits eineinhalb Stunden vor Schulz’ Rede zu füllen beginnen.
Statt Merkels Rumgeschwurbel Klartext von Schulz
Es kommen bemerkenswert viele Frauen, junge Leute und Familien mit Kindern. Nicht wenige bleiben bei ihrem Einkaufsbummel ganz spontan stehen und hören dem Kandidaten zu. Sie gehen nicht nach wenigen Minuten weiter, sondern bleiben bis zum Schluss der Veranstaltung. Auch die, die am Rande in den Straßencafes sitzen und nicht wegen Schulz gekommen sind, sondern zum Plaudern und Eisessen, unterbrechen ihre Gespräche und hören dem Kanzlerkandidaten aufmerksam zu.
Das liegt nicht unwesentlich an Schulz kämpferischem und entschlossenen Auftreten. Statt schwer verständlichem Politikersprech oder nebulösem Rumgeschwurbel à la Merkel redet er Klartext. Dabei spricht er die Menschen konkret an, auf Augenhöhe und nicht von oben herab. Das kommt an, egal ob in Bremen, Leipzig oder Bielefeld. Der kräftige und anhaltende Applaus für Schulz belegt dies.
Es gibt wieder Interesse an Inhalten
Der Kandidat beschreibt in seinen Reden konkret, wo sich seine Politik von der Angela Merkels unterscheidet. Das veranschaulicht er in jedem einzelnen Politikfeld: Dabei geht es etwa um faire und sichere Renten ohne Altersarmut, um Lohngleichheit für Frauen, um Steuergerechtigkeit, also um Themen, die ganz konkret mit dem Alltagsleben der Menschen zu tun haben. Aber auch Themen, die damit weniger direkt zu tun haben und trotzdem sehr wichtig sind, spricht Schulz an, wie das Versagen Merkels in der Flüchtlingspolitik oder ihre Leisetreterei gegenüber den Aufrüstungsforderungen von US-Präsident Trump.
Der Kandidat leistet damit das, was die Kanzlerin im Wahlkampf verweigert: Er führt eine öffentliche und breite Debatte über die Frage, wie wir künftig leben wollen und wie Deutschland in der Zukunft aussehen soll. Damit leistet Schulz der Demokratie einen wichtigen Dienst. Und das macht er nicht zuletzt auch dadurch, dass er Menschen wieder für politische Inhalte interessiert, ja mitunter auch begeistert.
Jeder Tag Wahlkampf zählt
Dieser Funke scheint auf viele Medien noch nicht übergesprungen zu sein. In den Redaktionsstuben der Hauptstadtpresse wird immer noch von einem überaus langweiligen Wahlkampf geschrieben, der nicht in Schwung komme. Diesen Eindruck kann nur jemand haben, der noch nicht mit Martin Schulz im Land unterwegs war. Denn der SPD-Kanzlerkandidat zeigt, egal wo er auftritt, wie ein erfrischender und angriffslustiger Wahlkampf aussehen kann.
Je länger dieser Wahlkampf dauert, umso mehr Menschen wird Martin Schulz auf diese Art erreichen. Deshalb zählt jeder Tag. Wie sehr sich dieser Kampf auszahlt, wird sich nicht in Umfragen sondern am 24. September zeigen.