Meinung

Warum es eine Kennzeichnungspflicht für Künstliche Intelligenz braucht

Sollte es eine Kennzeichnungspflicht für Künstliche Intelligenz geben? Der SPD-Bundestagsabgeordnete Armand Zorn spricht sich dafür aus.
von Armand Zorn · 6. Juni 2023
Armand Zorn ist SPD-Bundestagsabgeordneter aus Frankfurt am Main.
Armand Zorn ist SPD-Bundestagsabgeordneter aus Frankfurt am Main.

Ob ein Bild vom Papst in einer weißen Daunenjacke oder die Zeichnung einer dystopischen Fantasiewelt im Stile van Goghs: Generative KI lässt uns Inhalte erstellen, die zur Belustigung und zum Staunen anregen. Diese wirken zunächst harmlos. Jedoch lassen jüngste Beispiele auf andere gesellschaftliche Auswirkungen der KI-Tools schließen. So postete ein Bundestagsabgeordneter der AfD-Fraktion Bilder von Migrant*innen mit wutverzerrten Gesichtern, um seine fremdenfeindliche Message in die Welt hinauszutragen. Dass er diese Bilder mithilfe von KI entwickelt hatte, ließ er unerwähnt.

Fake News ohne gesellschaftliche Kontrolle

Situationen wie diese stellen uns vor große gesellschaftliche Herausforderungen. Mit fortschreitender technologischer Entwicklung wird die Bewertung des Wahrheitsgehalts von Inhalten erschwert. In einer zunehmend von KI geprägten Welt benötigen wir daher maximale Transparenz: Kennzeichnungspflichten für KI-Inhalte sind unerlässlich, um unsere Gesellschaft vor Manipulation und Missbrauch zu schützen. Das liegt zum einen daran, dass KI-Inhalte sehr fehleranfällig sind. Wikipedia-Artikel, Reddit-Threads und Parler-Theorien finden gleichermaßen Einzug in die maschinell generierten Antworten. So werden Falschinformationen und auch Verschwörungstheorien reproduziert ohne Möglichkeit für gesellschaftliche Kontrolle.

Zudem eignen sich generative KI-Tools hervorragend für die Erstellung von Desinformation und Propaganda. Im Handumdrehen lassen sich täuschend echte Inhalte erstellen, die Menschen in die Irre führen können. In Kombination mit organisierten Desinformationskampagnen, wie es sie bereits von russischen Akteuren gegeben hat, können ChatGPT und Co. als Brandbeschleuniger wirken.

Wir müssen wehrhafter werden

Als Gesellschaft müssen wir daher wehrhafter werden. Bürger*innen müssen befähigt werden, informierte und souveräne Entscheidungen über den Wahrheitsgehalt eines Textes oder Bildes zu treffen. Die Frage „Hinter welcher Arbeit steckt ein Mensch, hinter welcher eine Maschine?“ darf nicht zum Ratespiel werden. Wir brauchen Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Inhalte, um ein Bewusstsein für den Umfang an Fehleranfälligkeit und Desinformation zu schaffen. Das ist elementar für das Vertrauen in unserer Gesellschaft.

Der Text stammt aus dem aktuellen vorwärts-E-Paper, das Sie hier abonnieren können.

node:vw-infobox

0 Kommentare
Noch keine Kommentare