Meinung

Pressefreiheit: Journalist*innen verdienen mehr Anerkennung

Die Jahresbilanz der Pressefreiheit ist einmal mehr erschreckend. Auch in Deutschland wird die Arbeit für Journalist*innen immer schwieriger. Dabei verdienen sie mehr Respekt und Anerkennung.
von Jonas Jordan · 13. Dezember 2022
Weltweit ist die Pressefreiheit in Gefahr. Doch Journalist*innen verdienen mehr Respekt für ihre Arbeit, findet Jonas Jordan.
Weltweit ist die Pressefreiheit in Gefahr. Doch Journalist*innen verdienen mehr Respekt für ihre Arbeit, findet Jonas Jordan.

Die Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ hat am Mittwoch ihre Jahresbilanz der Pressefreiheit vorgestellt. Die veröffentlichten Zahlen sind erschreckend. Mal wieder. Mehr als 500 Journalist*innen sitzen weltweit wegen ihrer Arbeit im Gefängnis – so viele wie nie zuvor. Auch die Anzahl der getöteten Medienschaffenden stieg im Jahr 2022. 57 kamen ums Leben, fast 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Einer der Gründe für diesen Anstieg ist die russische Invasion in die Ukraine, die in diesem Jahr mit acht getöteten Medienschaffenden das zweitgefährlichste Land weltweit für Medienschaffende wurde. Als noch gefährlicher gilt Mexiko, wo elf Journalist*innen ermordet wurden.

Doch auch in Deutschland hat sich die Situation für Journalist*innen verschlechtert, wie „Reporter ohne Grenzen“ schon im Frühjahr bei der Veröffentlichung der Rangliste der Pressefreiheit deutlich machte. Im jährlich veröffentlichten Ranking verlor Deutschland drei Plätze. Als Hauptgründe wurden damals die abnehmende Medienvielfalt und vor allem die Gewalt gegen Medienschaffende auf Demonstrationen des Querdenker-Milieus genannt. Wie gefährlich diese Melange aus Corona-Skeptiker*innen, Reichsbürger*innen und offen Rechtsextremen ist, dürfte spätestens seit der Razzia in der vergangenen Woche allen bewusst sein.

Ein Spiel mit dem Feuer

Und trotzdem bleibt die notwendige Welle der Solidarität mit Journalist*innen aus, wenn sie angefeindet, beleidigt und bedroht werden. Es ist fast schon zur Mode geworden, auf Demonstrationen von der angeblichen „Lügenpresse“ zu schreien oder in sozialen Medien sich über sogenannte „Zwangsgebühren“ auszulassen. Es ist eine gefährliche Wortwahl, die Spuren hinterlässt. Laut einer aktuellen Umfrage aus dem August dieses Jahres genießen Journalist*innen nur bei 32 Prozent der Menschen in Deutschland ein hohes oder sehr hohes Ansehen. Damit findet sich dieses Berufsgruppe am unteren Ende dieser Skala wieder.

Diese Diskreditierung journalistischer Arbeit ist ein Spiel mit dem Feuer. Denn auf diese Weise wird ein demokratisches Grundrecht zusehends ausgehöhlt. Nicht ohne Grund ist das in Artikel 5 des Grundgesetztes festgehalten. „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet“, heißt es dort. Auf dieses Grundrecht sollten wir stolz sein, aber auch dafür eintreten, es zu wahren. Dazu gehört, die Arbeit von Journalist*innen stärker zu respektieren, sie zu schützen und Beleidigungen und Bedrohungen aktiv entgegenzutreten.

Wie es anders geht, zeigt der Blick nach Russland, China oder Iran

Denn anders als von manchen Querdenker*innen gerne behauptet, leben wir in Deutschland glücklicherweise in einer Demokratie, in der Widerspruch und Meinungspluralismus nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht sind. Wie es den Menschen anders ergehen kann, zeigt der Blick nach China, Russland, Myanmar, Belarus oder Iran, wo Menschen drangsaliert und verhaftet werden, wenn sie ihre Meinung äußern. Auch in diesen Ländern sind es oftmals Journalist*innen, die ihr Leben oder zumindest ihre Freiheit riskieren, um Öffentlichkeit zu schaffen, Missstände aufzudecken und über Verfehlungen zu berichten. Sie verdienen unseren Respekt und unsere Anerkennung.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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