Meinung

Ohne Frauenquote siegen männliche Seilschaften

Brauchen die selbstbewussten und gut ausgebildeten Frauen von heute wirklich noch eine Quote? ­Immerhin wird die SPD von einer Frau geführt, seit 13 Jahren ist eine Frau Bundeskanzlerin. In der Bundestagsfraktion der SPD sitzen 42 Prozent Frauen, bei Grünen und Linken stellen sie sogar die Mehrheit.
von Renate Faerber-Husemann · 22. November 2018
Symbolbild: Frauenquote
Symbolbild: Frauenquote

Dennoch hat sich offenbar dann doch noch nicht so viel verändert: Insgesamt ging der Frauenanteil im Bundestag von gut 36 auf 30 Prozent zurück. Als der Bundesinnenminister die neue Führung seines Amtes vorstellte, war das ein Gruppenbild ohne Dame. In der Wirtschaft sieht es schlecht wie eh und je aus: Laut Bundesamt für Statistik sind weniger als 30 Prozent aller Führungspositionen in Frauenhand. In den Aufsichtsräten ist ihr Anteil nur deshalb  gestiegen, weil es seit zwei Jahren eine Frauenquote gibt. Ohne diese dümpelt er in den Dax-Vorständen weiter bei rund 12 Prozent.

Wer hält den Frauen den Rücken frei?

Ohne Druck läuft also gar nichts. Denn natürlich gibt es nach wie vor männliche Seilschaften. Man kennt sich, man hilft sich. Um bei den Parteien zu bleiben: Viele Frauen, besonders Berufstätige mit ­Familie, haben weder Zeit noch Lust auf Kungel­abende, bei denen Entscheidungen auch einmal am späten Abend beim Bier fallen. Männer aber haben auch heute noch häufig Partnerinnen, die ihnen „den Rücken frei halten“, zumindest soweit es um Waschmaschine, Bügelbrett und Kinder geht. Wie sieht das wohl umgekehrt aus?

Auch deshalb geht es nicht ohne Quote. Sie macht es leichter, dass Frauen sich für diesen so spannenden wie anstrengenden Lebensweg entscheiden. Und wir brauchen ­Frauen dringend in den Parlamenten, weil sie allein durch ihre Sozialisation „näher an den Menschen dran sind“, wie das so schön heißt.

Autor*in
Renate Faerber-Husemann

(† 2023) war freie Journalistin in Bonn und Erhard-Eppler-Biografin.

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