Meinung

Neue Kuppel: CDU tauscht heimlich Kreuzberg gegen Tiflis

Viele dachten, es sei eine Verwechslung und machen sich derzeit über die CDU lustig. Doch dahinter steckt ein spektakulärer Tausch nach historischem Vorbild. Eine Glosse.
von Jonas Jordan · 20. September 2023
Nicht die Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin, sondern die des ehemaligen Präsidentenpalastes in Tiflis. Der CDU fiel das nicht auf.
Nicht die Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin, sondern die des ehemaligen Präsidentenpalastes in Tiflis. Der CDU fiel das nicht auf.

Nur die Älteren unter uns dürften sich an den 1. Juli 1890 noch erinnern. Es war ein heißer Tag. Zumindest könnte man das annehmen, denn es war schließlich Hochsommer. Urlaubszeit. Reif für die Insel. Doch nach Sansibar, das heute zu Tansania war, war der Weg ganz schön weit. Umso praktischer, dass just an diesem Tag der sogenannte „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ unterzeichnet wurde. Am 9. August wurde der Tausch, der keiner war, letztlich vollzogen: Helgoland gehörte ab diesem Tag zu Deutschland. Davon ist bis heute in den Geschichtsbüchern zu lesen.

Ein spektakulärer Tausch?

Möglicherweise dürften künftige Generationen dort auch nachlesen können, was sich in diesen Tagen zuträgt. Viele machen sich derzeit über die CDU lustig, weil diese nicht nur ein neues Logo inklusive der Farbe „Rhöndorf“ – benannt nach dem Wohnsitz des früheren Bundeskanzlers Konrad Adenauer – präsentiert hat, sondern auch ein dazu passendes Video, in dem eine Kuppel gezeigt wird. Es handelt sich jedoch nicht um die allseits bekannte Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin, sondern um die des ehemaligen Präsidentenpalastes in Tiflis.

Ein peinliches Versehen, meinen jetzt viele. Doch es könnte weit mehr dahinter stecken. Schließlich hatte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz schon Anfang September während seiner Rede beim Gillamoos-Volksfest in Bayern klar gemacht: „Kreuzberg ist nicht Deutschland.“ Manche meinten, Merz hätte damit Ressentiments schüren wollen. Doch vielleicht war das auch die versehentliche Ankündigung eines spektakulären Tauschs. Zwar liegt die Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin-Mitte und nicht in Kreuzberg, aber wie soll ein Sauerländer alle zwölf Bezirke der deutschen Hauptstadt auseinander halten?

Will Merz georgischer Regierungschef werden?

Ungewöhnlich wäre es in der Tat, wenn ausgerechnet die größte Oppositionspartei mal eben an der Regierung vorbei eines der Wahrzeichen Berlins gegen eine georgische Kuppel tauschen würde. Doch was ist in diesen Zeiten schon ausgeschlossen? Zumal der frühere georgische Präsident Eduard Schewardnadse auch einen erheblichen Anteil an der deutschen Wiedervereinigung hatte. Auch verhandelt die Bundesregierung gerade ein Migrationsabkommen mit Georgien. Könnte also alles ins Bild passen. Oder tritt die CDU doch künftig im Land am Kaukasus an, weil sich Friedrich Merz dort bessere Chancen ausrechnet, Regierungschef zu werden? Wir werden sehen.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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