Lasst uns mehr junge Menschen für die SPD begeistern!
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Langsam laufen die Wahlkampfmotoren für die Bundestagswahl 2021 an. In ganz Deutschland machen sich die Genoss*innen für eine spannende, aber auch herausfordernde Zeit bereit. Dabei haben sich die politischen und parteilichen Strukturen in den vergangenen Jahren teilweise erheblich verändert. Während es früher eine engere Parteibindung gab, und somit eine verlässliche Stammwähler*innenschaft, sind Wähler*innen heute sprunghafter. Wir müssen sie immer wieder auf ein Neues von der SPD überzeugen.
In Umfragen steht die SPD derzeit bei 16 Prozent. Bereits das Wahlergebnis von 2017 (20,5 Prozent) erforderte finanzielle Einsparungen. Um unter diesen Bedingungen im kommenden Jahr das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, braucht es eine besonders effektive Wahlkampforganisation. Dabei spielen die Parteimitglieder eine zentrale Rolle, die sich auf lokaler Ebene für die SPD engagieren.
Die SPD muss jüngere Menschen besser ansprechen
Wie viele andere Parteien leidet auch die SPD unter Mitgliederschwund und -überalterung. Die Mitgliederanzahl hat sich in den vergangenen 30 Jahren mehr als halbiert und beträgt heute circa 419.000. Mehr als die Hälfte der Mitglieder ist älter als 60 Jahre. Jünger als 35 Jahre sind 13 Prozent. Dieser niedrige Anteil überrascht, da die Menschen bis zum 50. Lebensjahr eigentlich viel mehr freiwillig aktiv sind als Personen im Alter 60+, so der Freiwilligensurvey im Jahr 2014.
Die SPD spricht jüngere Menschen folglich nicht genug an. Dies spiegelt sich nicht nur in der Altersstruktur der Mitglieder wider, sondern auch in Wahlergebnissen. Bei der Europawahl 2019 wählte beispielsweise nur jede*r zehnte Wähler*in unter 30 Jahren die SPD. Dabei ist die Partei auf junge Menschen angewiesen, nicht nur als Wähler*innengruppe, sondern auch als helfende Hände im Wahlkampf.
Junge Menschen sind in der Regel nicht nur körperlich und gesundheitlich besser für die Strapazen des Wahlkampfes gewappnet als ältere, etwa für Tür-zu-Tür-Märsche oder das stundenlange Stehen am Infostand. Als „Digital Natives“ sind junge Menschen auch geübt im Umgang mit Sozialen Medien und verschiedenen Online-Tools, die nicht erst seit der Corona-bedingten Einschränkung persönlicher Kontakte zum Standardrepertoire moderner Wahlkämpfe gehören. In vielen Ortsvereinen werden sie aber häufig weder konstant noch optimal genutzt. Darum muss die SPD jüngere Menschen wieder besser ansprechen.
Großes Potenzial an jungen Menschen
Potenzial an jungen Menschen, die sich politisch engagieren wollen, gibt es viel, siehe Fridays For Future und Black Lives Matter. Wie schafft man es, dass sie dies auch in der SPD tun? Hauptmotivationsfaktoren dafür, freiwillig aktiv zu werden, sind, Spaß zu haben, mit anderen Menschen zusammenzukommen und die Gesellschaft zu gestalten.
Wichtig ist aber, dass die Hälfte aller Freiwilligen nicht aus eigener Initiative aktiv wurde, sondern von Personen aus der Organisation, Freunden, Familie oder Bekannten dazu eingeladen wurde. Je jünger, desto wichtiger ist diese Einladung wohl. Dank Digitalisierung, Tracking und Algorithmen sind wir es schließlich gewohnt, dass alles auf uns zugeschnitten wurde, seien es Nachrichten, Produkte oder Serien.
Wer junge Leute in der Parteiarbeit haben will, muss sie also persönlich reinholen und ihnen den Einstieg so einfach wie möglich machen. Jüngere Genoss*innen können frischen Wind in die Partei bringen, wenn wir ihnen die Möglichkeit dafür geben. Und wer lädt unsere Generation zum Mitmachen ein, wenn nicht wir? Es liegt an uns, die Initiative zu ergreifen, um die SPD wieder attraktiver für junge Wähler*innen zu machen. Der Wahlkampf bietet hierfür eine ausgezeichnete Gelegenheit.
promoviert im Fach Politikwissenschaft mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Unter @JohannaPolle twittert sie gelegentlich.