Meinung

Ladenöffnungszeiten: Der Sonntag muss ein Frei-Tag bleiben

In der Coronakrise werden immer wieder Forderungen laut, die Sonntagsöffnung von Geschäften auszuweiten. Die SPD sollte sich strikt dagegenstellen.
von Lars Düsterhöft · 3. August 2020
In der Coronakrise werden die Rufe nach einer Lockerung der Sonntagsöffnung laut. Die SPD darf sich darauf nicht einlassen.
In der Coronakrise werden die Rufe nach einer Lockerung der Sonntagsöffnung laut. Die SPD darf sich darauf nicht einlassen.

Speziell in Krisenzeiten versuchen Unternehmen und Einzelhandelsverbände hart erkämpfte Errungenschaften wie den freien Sonntag zu torpedieren. Die Arbeiter*innenbewegung hat es vor 125 Jahren gegen konservative Kräfte geschafft ein weitreichendes Verbot von Sonntagsarbeit im Handel durchzusetzen. Wir müssen uns in der aktuellen Debatten um Sonntagsöffnungszeiten vor Augen führen, warum dies unsere Genoss*Innen damals erkämpft haben.

Der Sonntag ist Schutztag der Arbeitnehmenden

Natürlich ändern sich in unserer Gesellschaft die Interessen und Gewohnheiten, aber der freie Sonntag als Schutz für Arbeitnehmende ist auch heute noch wichtig und richtig. Ausnahmen gab es von Anfang an und diese sollten – dort wo sie nötig sind – weiterhin unter verbindlichen und sinnvollen Auflagen gelten dürfen. Dies darf aber nicht das Einfallstor für eine Aufweichung des Arbeitsverbots am Sonntag genutzt werden. Vorschläge, in der Coronakrise mehr verkaufsoffene Sonntage einzuführen, müssen wir Sozialdemokrat*innen ablehnen.

In Berlin haben wir ein sehr liberales Ladenöffnungsgesetz. Geschäfte dürfen schon jetzt von Montag bis Samstag rund um die Uhr öffnen. Die Arbeitszeiten und -bedingungen haben sich in den vergangenen Jahren für viele Beschäftigte erheblich verschlechtert. Doch wir müssen uns verdeutlichen wer hauptsächlich die Last von verkaufsoffenen Sonntagen trägt: Dies sind zu rund 70 Prozent Frauen, welche zu großen Teilen in Teilzeit arbeiten, aber auch Studierende. Viele von Ihnen erhalten keinen ausreichenden Zuschlag für die Arbeit am Sonntag. Auch diese Gruppen haben ein Recht auf freie Sonntage zur Erholung und für die Familie.

Wir können das Rad nicht zurückdrehen

Die Berliner*innen haben sich daran gewöhnt auch am Sonntag zum Späti gehen zu können. Wir werden dieses Rad nicht zurückdrehen können, aber wir müssen dafür einstehen, allgemeingültige und klare Regelungen zu erhalten, denn auch in dieser Branche ist Schutz von Arbeitnehmenden von grundsätzlicher Bedeutung. Der Schutz des freien Sonntages hat nicht zuletzt auch etwas mit unseren christlich geprägten Werten unserer Gesellschaft zu tun. Das muss auch so bleiben!

Autor*in
Lars Düsterhöft
Lars Düsterhöft

ist Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.

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