Meinung

Frankfurts Oberbürgermeister Feldmann: Peter, da ist die Tür!

Vor zehn Jahren galt Peter Feldmann als Hoffnungsträger der Frankfurter SPD. Inzwischen ist er zur Lachnummer geworden und sollte dringend zurücktreten, meint „vorwärts“-Redakteur Jonas Jordan.
von Jonas Jordan · 24. Mai 2022
Eintracht-Trainer Oliver Glasner hält auf dem Frankfurter Rathausbalkon eine Ansprache nach dem Europapokalgewinn. Oberbürgermeister Peter Feldmann steht daneben und kann sich kaum von der Trophäe trennen, obwohl sein Anteil am Gewinn doch eher gering war.
Eintracht-Trainer Oliver Glasner hält auf dem Frankfurter Rathausbalkon eine Ansprache nach dem Europapokalgewinn. Oberbürgermeister Peter Feldmann steht daneben und kann sich kaum von der Trophäe trennen, obwohl sein Anteil am Gewinn doch eher gering war.

Peter Feldmann soll zurücktreten. Das macht die Frankfurter SPD am Montag ihrem Oberbürgermeister unmissverständlich deutlich. „Peter Feldmann hat erkennbar das Vertrauen der Frankfurterinnen und Frankfurter verloren. Die Würde des Amtes, das Ansehen der Stadt und die Handlungsfähigkeit des Magistrats erfordern den Rücktritt des Oberbürgermeisters“, heißt es in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung. Doch wie konnte aus dem einstigen Hoffnungsträger der Frankfurter SPD eine derartige Lachnummer werden – so deutlich muss man es leider formulieren –  die der 63-Jährige inzwischen ist?

Denn eigentlich startete Feldmann mit guten Voraussetzungen in sein Amt als Oberbürgermeister der hessischen Metropole. Im Frühjahr 2012 trat der Sozialdemokrat in der Stichwahl gegen CDU-Kontrahent Boris Rhein an. Dieser, zuvor hessischer Innenminister, war in Frankfurt zwar bekannt, aber nicht besonders beliebt. Vor allem nicht bei den Eintracht-Fans, die in der Mainmetropole nicht erst seit dem Gewinn der Europa League besonderes Gewicht besitzen. Aber dazu gleich mehr. Feldmann gewann gegen Rhein mit rund 15 Prozentpunkten Vorsprung.

2018: Auf dem Höhepunkt der Beliebtheit

Sechs Jahre später erreichte er in der Stichwahl sogar mehr als 70 Prozent der Stimmen. Feldmann war auf dem Höhepunkt seiner Macht und Beliebtheit, die ihm offenbar zu Kopf gestiegen ist. Schon ein Jahr später gab es die ersten Medienberichte im Zuge des sogenannten „AWO-Skandals“. Es ging um ein unverhältnismäßig hohes Gehalt und einen Dienstwagen für seine Ehefrau, damals Leiterin einer Frankfurter Kita, aber auch um persönliche Verstrickungen des Oberbürgermeisters. Feldmann versuchte die Sache auszusitzen, sprach nur mit ausgewählten Medien.

Hinzu kamen weitere Vorfälle, zum Beispiel ein bizarr anmutendes Vorgespräch für ein Interview mit ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, das schon damals einen narzisstischen Politiker zeichnete, dem sein eigenes Bild in der Öffentlichkeit wichtiger scheint als die Sorgen seiner Bürger*innen. Mitten in der Corona-Pandemie warb er für vergünstigte ÖPNV-Tickets, um mehr Menschen in die Innenstadt zu locken. Dabei galt es zu diesem Zeitpunkt doch, Kontakt zu beschränlen. Feldmanns Ansehen in der Öffentlichkeit wurde zusehends schlechter.

Reden und Handeln passen nicht zusammen

Im März 2022 erhob die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage gegen Feldmann. Der Verdacht der Vorteilsnahme steht im Raum. Schon damals hatte die Frankfurter SPD den Oberbürgermeister aufgefordert, sein Amt niederzulegen, falls das Hauptverfahren zugelassen würde. Feldmann zeigte sich daraufhin zunächst reumütig. Er kündigte an, bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl in zwei Jahren nicht wieder antreten zu wollen, und versprach, sich künftig mit öffentlichen Auftritten zurückhalten zu wollen.

Doch wieder einmal passten Reden und Handeln bei Feldmann nicht mehr zusammen. Zunächst ließ er sich öffentlich mit den Frankfurter Löwen nach deren Meisterschaft in der zweiten Liga ablichten und feiern. Doch endgültig unten durch ist Feldmann wohl bei allen Frankfurter*innen seit den Vorkommnissen rund um den Europapokalgewinn der Frankfurter Eintracht.

Sexismus und Selbstherrlichkeit

Im Flugzeug zum Endspielort Sevilla verkündete Feldmann breit grinsend, die Flugbegleiterinnen hätten ihn „hormonell außer Gefecht gesetzt“. Sexistisch und beschämend! Feldmann soll zudem im Hintergrund hartnäckig versucht haben, als Teil des Autokorsos mit Mannschaft und Trainerstab vom Flughafen zum Rathaus auf dem Römerberg mitzufahren, was ihm der Verein verwehrte. Schließlich ging es darum, die Mannschaft zu feiern, nicht den Oberbürgermeister.

Das verstand Feldmann offenbar nicht, später riss er Kapitän Sebastian Rode und Trainer Oliver Glasner im Rathaus den Pokal aus der Hand. Diese schauten sich mit einigem Befremden an. Schließlich gibt es unter Sportler*innen doch ein ungeschriebenes Gesetz, wonach nur Trainer*innen und Spieler*innen nach einem Pokalgewinn die Trophäe in die Luft strecken dürfen. Entsprechend groß war das Pfeifkonzert der Fans, das Feldmann aber offenbar nicht kümmerte, als er sich selbstherrlich auf dem Rathausbalkon präsentierte, immer in Reichweite des Pokals. Funktionären der Eintracht und anderen Frankfurter Kommunalpolitiker*innen soll der Zutritt auf den Balkon verwehrt worden sein.

Geh durch und tritt zurück!

Mit seinem Verhalten stellt Feldmann nicht nur seinen eigenen Narzissmus zur Schau, sondern wirft auch ein schlechtes Licht auf alle engagierten Kommunalpolitiker*innen sowie die Frankfurter SPD, die in einer deutschlandweit einmaligen Koalition mit Grünen, FDP und Volt gute inhaltliche Arbeit leistet. Deswegen möchte man dem Oberbürgermeister zurufen: Peter, da ist die Tür! Geh durch und tritt zurück!

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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