Kultur

"Zwischen König und Bebel - Deutsche Geschichten aus zwei Jahrhunderten"

von Die Redaktion · 21. Juni 2006

Da spannt sich ein weiter Bogen vom Ur-Ur-Großvater, der als Sohn eines Bäckermeisters vor 1800 zum Gründer und Eigentümer der ersten chemischen Fabrik in Deutschland aufstieg und zum Ahnherr eines großbürgerlichen Familienverbandes wurde, bis zum Autor, der als Arzt in der DDR lebte und sich in der Zeit der friedlichen Revolution der Sozialdemokratie anschloss und dann politische Verantwortung in wichtigen Ämtern und Funktionen in Sachsen-Anhalt und auf der Bundesebene übernahm. Ein Bogen, unter dem vieles Platz hat. Die Begegnung des Ahnherr mit Goethe oder die Mitwirkung zweier Großonkel an der Gründung der Audi-Werke ebenso wie der erste Aufenthalt des Verfassers in Moskau im Jahre 1970.

Wer das Buch liest, wird aber nicht nur unterhalten. Er wird auch informiert. Beispielsweise darüber, warum die DDR scheiterte und warum es nicht leicht war, mit den neuen Herausforderungen nach 1990 zurechtzukommen. Da wird nichts beschönigt. Immer ist jedoch die Freude zu spüren, die der Autor trotz aller Schwierigkeiten unverändert über die deutsche Einheit und darüber empfindet, dass sie ohne einen Tropfen Blutvergießen zustande kam.

Noch etwas ist besonders lesenswert. Und das sind die Schilderungen seiner Begegnungen mit herausragenden politischen Akteuren. Mit Willy Brandt zum Beispiel. Oder mit Helmut Schmidt, Johannes Rau und Gerhard Schröder. Oder auch mit Gorbatschow und Kissinger.

In seinem Nachwort schreibt Fikentscher, er wolle mit seinem Buch

Überlieferungen, Kenntnisse und Eindrücke vermitteln, um daran zu erinnern, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenhängen und deutlich zu machen, was von Dauer sein sollte. Das ist ihm gelungen. Ich wünsche seinem Werk auch deshalb die ihm gebührende Verbreitung."

Dr. Hans-Jochen Vogel

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