Zum Tod von Günther Lamprecht: Er bekannte sich stets zur guten Sache
IMAGO/Sven Simon
Im Alter von 92 Jahren vollendete sich ein bewegtes Schauspielerleben in Bad Godesberg. Günter Lamprecht verkörperte komplexe Charakterrollen wie kaum ein zweiter, unvergessen seine Rolle als Franz Biberkopf in Rainer Maria Fassbinders TV-Serie „Berlin-Alexanderplatz“ oder als Berliner Tatortkommissar Franz Markowitz. Viele lernten ihn auch durch seine erfolgreichen biografischen Erinnerungen „Ein höllisch Ding, das Leben“ (2007) näher kennen. Dort berichtet er auch vom Knacks seines Lebens, als er zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Lamprecht wurde 1999 bei einem Amoklauf in Bad Reichenhall angeschossen, seine damalige Partnerin Claudia Ammon durch eine Kugel lebensgefährlich verletzt. Noch Jahre später hatte er dies nicht weggesteckt und konnte er sich darüber ereifern, dass Verbrechensopfern zu wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung geschenkt wird.
Eine durch und durch sozialdemokratische Identität
Günter Lamprecht war einer derjenigen Künstlerinnen und Künstler, die man immer seltener antrifft, die allen Zweifeln und aller Kritik an der Tagespolitik zum Trotz eine durch und durch sozialdemokratische Identität besitzen, was sich durch die Zeitläufte eher noch verstärkte. Er bekannte sich stets zur guten Sache. Ich erlebte ihn an der Seite von Günter Grass und es gab wohl keinen SPD-Wahlaufruf von Klaus Staeck, bei dem seine Unterschrift fehlte.
Bei Treffen von Bundeskanzler, Parteivorsitzendem, Generalsekretär, Vorsitzenden des Kulturforum mit Künstlern und Intellektuellen war er regelmäßig zu Gast. Ich erinnere mich an interne Gesprächsrunden, Feierstunden und VIP-Bereiche, die wir organisiert hatten. Günter Lamprecht war dort ein besonnener, interessant argumentierender, auf ruhige Art in sich ruhender Gesprächspartner, höchst sensibel für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aller Art. Solche Prominente braucht das Land!