"Quo vadis, Amerika?" versammelt Texten namhafter Persönlichkeiten, wie Robert Kagan, Norman Birnbaum oder Friedensnobelpreisträger Al Gore. Zu Wort kommen Personen aus dem liberalen sowie dem neokonservativen Lager. Der Leser erfährt so die Meinungen beider Seiten. Das macht den Sammelband besonders interessant.
"Schließung einer offenen Gesellschaft"
Den Ausgangspunkt der Analyse bilden die Terroranschläge des 11. Septembers 2001. Fortan konnten die neokonservativen Kräfte im Land ihre Politikvorstellungen durchsetzen. Die USA
marschierten in Afghanistan und den Irak ein. Einschränkungen der Bürgerrechte mit Gesetzen wie den 'Patriot Act' veränderten auch das Innenleben der USA. Naomi Wolf in einem Essay dazu: "Ich bin
der Auffassung, dass George W. Bush und seine Regierung vor unseren Augen eine historisch bewährte Taktik für die Schließung einer offenen Gesellschaft anwenden".
"Tägliches Desaster"
Die Meinungen und Einschätzungen zur aktuellen Situation sind sehr verschieden: William Kristol, Herausgeber der neokonservativen Zeitung "The Weekly Standard", zum Irakkrieg: "Wir haben
echte Fehler gemacht, für die ich die Bush-Regierung kritisiere, aber ich denke, dass man nicht in Panik verfallen sollte". William R. Polk, Professor für Geschichte, sieht die Lage deutlich
schlechter: "Unsere 160000 Soldaten und unsere massive Militärmacht haben das tägliche Desaster nicht beenden können". Kritik an der Bush-Regierung kommt im Sammelband nicht zu kurz: "George W.
Bush hatte zwar die Elite-Uni Yale besucht, stand aber nicht in dem Verdacht, dort viel Zeit in der Bibliothek verbracht zu haben", so Norman Birnbaum.
Große Herausforderungen für Obama
Doch der Band beschränkt sich nicht nur auf eine Kritik der Bush-Administration. Er gibt auch einen Ausblick auf die mögliche künftige Politik eines Präsidenten Obama. Dessen
außenpolitischer Berater Zbigniew Brzezinski könnte laut Hauke Ritz eine entscheidende Rolle spielen: "Vieles spricht deshalb dafür, dass in einer Präsidentschaft Obamas die geopolitischen
Vorstellungen der 'Brzezinski-Fraktion' zum Tragen kommen". Deshalb könnten die Beziehungen zu Russland sich als besonders schwierig erweisen.
Wer sich über die politischen Herausforderungen für den designierten Präsidenten Barack Obama informieren möchte erhält mit dem Sammelband einen guten Überblick - nicht zuletzt weil
Meinungen aus beiden politischen Lagern enthalten sind.
edition Blätter: "Quo vadis, Amerika? Die Welt nach Bush.", Blätter Verlagsgesellschaft mbh, Berlin, 2008, 288 Seiten, 12 Euro, ISBN 13: 978-3980492546