Kultur

Zeit für eine Wende

von Manuela Schwesig · 6. Juni 2013

In seinem neuen Buch fordert Peter Ruhenstroth-Bauer einen Neustart in der Familienpolitik.

Schwarz-Gelb hat in den vergangenen vier Jahren eine familienpolitische Rolle rückwärts vollzogen. Bestes Beispiel dafür ist das unsinnige Betreuungsgeld, mit dem eine längst überwunden geglaubte ideologische Debatte losgetreten wurde. Mit Leidenschaft fordert Peter Ruhenstroth-Bauer nun einen familienpolitischen Neustart. Ziel ist es, das Thema Familie wieder in die Mitte der Gesellschaft zurück zu bringen.

Familienpolitik ist heute keine reine Frauenangelegenheit mehr, sondern von ihr profitieren auch Männer. Dass auch Ruhenstroth-Bauer dies so sieht, zeigt die Tatsache, dass er dem Thema Gleichstellung viel Platz in seinen Ausführungen einräumt. Ihm geht es vordringlich um eine partnerschaftliche Abstimmung und Organisation von Familien- und Berufsarbeit. Das ist wichtig für die Familien, aber auch für die Unternehmen. In Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels entwickelt sich Familienfreundlichkeit in den Betrieben immer mehr zu einem Standortfaktor.

In diesem Kontext nimmt Ruhenstroth-Bauer auch die aktuelle Debatte über familienfreundliche Arbeitszeitmodelle auf. Ein familienfreundliches Unternehmen zeichnet sich nicht allein durch eine Betriebskita aus. Unternehmen sollten auch Arbeitszeitmodelle ermöglichen, durch die ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Beruf und eine aktive Vater- bzw. Mutterrolle besser verbinden können. Hier wünscht sich der Autor mehr Tempo bei der Umsetzung in der Wirtschaft. Aber auch der Politik wirft er vor, im Bezug auf den Fachkräftemangel in den vergangenen Jahren viel mehr geredet als getan zu haben.

Ruhenstroth-Bauers Analyse ist eindeutig: Schwarz-Gelb hat die Familienpolitik isoliert und in eine passive Ecke gedrängt. Um sie dort wieder herauszuholen, bedarf es einer Einstellungsveränderung.  Eine starke, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Familienpolitik schmiedet Allianzen und sucht Schnittmengen mit anderen Ressorts, wie der Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- oder Gesundheitspolitik. Statt schöner Sonntagsreden, möchte der Autor konkrete Ergebnisse einer besseren Politik für die Familien sehen. Sein Essay ist ein lesenswertes Plädoyer für eine neue Familienpolitik und damit für einen Regierungswechsel im September 2013!

Familie: Neustart für die Familienpolitik
Peter Ruhenstroth-Bauer
vorwärts|buch
116 Seiten, 10,00 Euro
ISBN 978-3-86602-695-7

Autor*in
Manuela Schwesig
Manuela Schwesig

ist Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern und Landesvorsitzende der SPD.

 

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