„World Press Photo Award“: Preisgekrönte Fotos im Willy-Brandt-Haus
imago images/Ritzau Scanpix
Als die 85-jährige Rosa Luzia Lunardi umarmt wird, steht Fotograf Mads Nissen hinter ihr – und drückt auf den Auslöser seiner Kamera. Das Pressefoto des Jahres entsteht im August 2020 in Sao Paulo, Brasilien, in einem Pflegeheim. Lunardi, umarmt von ihrer Pflegerin, die einen gemusterten Mundschutz trägt, eingehüllt in einen transparenten Plastik-Vorhang, beide haben die Augen geschlossen.
Die prämierte Fotografie ist eine der Aufnahmen, die ab Donnerstag, den 30. September, im Willy-Brandt-Haus zu sehen sein werden. Der Freundeskreis des Willy-Brandt-Hauses hat die Ausstellung zum „World Press Photo Award“ in die Parteizentrale geholt, einen Monat lang bis zum 24. Oktober sind das Werk von Nissen und weitere prämierte Aufnahmen anderer Fotograf*innen im Atrium zu sehen.
Trauer und Hoffnung der Pandemie in einem Bild
Nissens Bild wurde als das beste des Jahres von rund 75.000 Einsendungen von 4.300 Fotograf*innen aus 130 Ländern ausgezeichnet. Die Jury zeigte sich von der – in der Zeit in Brasilien – corona-konformen Umarmung beeindruckt, die Nissen festhielt. Aufgrund der hohen Infektionszahlen wurden damals die Pflegeheime in dem südamerikanischen Land geschlossen, viele Menschen lebten isoliert. Bis heute starben allein in Brasilien über eine halbe Million Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Die Umarmung in dem Plastikvorhang ist die erste für die brasilianische Seniorin Lunardi seit fünf Monaten, aufgenommen wurde das Foto im August 2020. Es ist das zweite Mal, dass Nissen für seine Arbeit ausgezeichnet wird – schon 2015 wurde ein Werk des Fotografen zum Weltpressefoto gekürt.
Weitere preisgekürte Aufnahmen aus den verschiedenen Kategorien von Natur- und Tierfotografien bis hin zu Porträtaufnahmen und ganzen Fotoreportagen, werden ebenfalls in der SPD-Parteizentrale zu sehen sein.
Parallel wird auch eine weitere Foto-Ausstellung gezeigt: Bilder des „Global Peace Photo Award“ werden ebenfalls zu sehen sein. Der Award würdigt die Kunstwerke von Fotograf*innen, die das Streben nach einer besseren, friedlicheren Welt zum Ausdruck bringen. Ausgerufen wird der Preis seit 2013.
Erst vor wenigen Tagen wurde das Bild von Maggie Shannon zum Friedensbild des Jahres gekürt. Die Amerikanerin begleitete eine Hausgeburt in den USA mit ihrer Kamera. „Extreme pain, also extreme joy“, hat Shannon das Bild betitelt, das ein Neugeborenes mit seinem Vater zeigt. Seine Haare sind noch nass von der Geburt und es liegt im Schoß der Mutter, während der Vater sich über den kleinen Kopf beugt.
„World Press Photo“ und „Global Peace Photo“
Zu sehen sind neben den aktuell prämierten Bildern aus den verschiedenen Kategorien auch Aufnahmen aus den vergangenen Jahren, beispielsweise „Love Story“ aus dem Jahr 2020. Es zeigt Salah Saeedpur: Im Alter von 15 Jahren trat der Iraner auf eine Landmine und verlor mehrere Körperteile – doch mit unermüdlichem Training erkämpfte er sich als Schwimmer danach noch zahlreiche Medaillen. Das Bild von Fotograf Sasan Moayyedi zeigt ihn, lächelnd, angelehnt an seine Frau, die er 2014 heiratete.
Beide Ausstellungen sind nach der Eröffnung am 30. September bis zum 24. Oktober geöffnet, jeweils Dienstags bis Sonntags von 12 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, es wird allerdings um vorherige Anmeldung gebeten.
Weitere Informationen zu den Ausstellungen, zur Eröffnung sowie zur Online-Anmeldung beim Freundeskreis des Willy-Brandt-Haus.