Ob Döblins "Berlin Alexanderplatz", Kästners "Emil und die Detektive", Kafkas "Prozess" oder Hesses "Steppenwolf" - hier findet wohl jeder Besucher seinen Lieblingsautor wieder. Doch nicht
nur Manuskripte sind im "Literaturmuseums der Moderne" in Marbach zu besichtigen sondern auch Briefe, Fotos und andere Dokumente berühmter Schriftsteller sowie persönliche Gegenstände aus ihrem
Besitz - allesamt Sammlungsstücke des Deutschen Literaturarchivs.
Das Ganze folgt, so der Direktor des Archivs, "der schwachen Ordnung der Chronologie". Die Exponate sind in Vitrinen im Nexus, dem Dauerausstellungsraum, übersichtlich angeordnet. Bewusst
werde auf erklärende Anmerkungen verzichtet, damit die Besucher direkt mit den Gegenständen "kommunizieren" können. Trotzdem würde aber niemand allein gelassen. Für ausreichende Informationen ist
mittels elektronischem Führer oder auch in schriftlicher Form gesorgt. Ausgebildetes Fachpersonal ist jederzeit bereit, eine Führung zu übernehmen.
Für wachsende Besucherzahlen sollen ab Juli wechselnde Sonderausstellungen wie z.B. zum Dichter und Essayisten Gottfried Benn, zum 100. Geburtstag von Hannah Arendt oder zu Tischbeins
Homer-Illustrationen sowie Autorenlesungen und Gastkuratoren sorgen. Dafür gibt es einen so genannten Fluxusraum, Fluxus deshalb, weil er fließend bespielt wird. Zudem bietet das Museum neben dem
Stilus, dem medialen Lesesaal, eine Bibliothek, einen Shop und einen Handschriftenlesesaal. Bei ihren wissenschaftlichen Vorhaben werden die Museumsmitarbeiter von Forschungsfördern wie der
Thyssenstiftung, der Deutschen Forschungsgesellschaft und der Volkswagenstiftung unterstützt.
Die Idee zu dem Museumsneubau geht auf einen Marbacher Notstand zurück. Das Schiller-Nationalmuseum bot nur Platz für die Literatur bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. Deshalb initiierte
der damalige Kulturstaatsminister Michael Naumann während eines Besuches in Marbach Ende der 90er Jahre den Neubau eines "Museums der Moderne", das sich voll und ganz der Literatur des 20. und 21.
Jahrhunderts widmet. Dank der finanziellen Unterstützung von Bund und Land, der Städte Stuttgart, Ludwigsburg und Marbach ist das Museum seit 10. Juni für Interessenten an moderner Literatur
geöffnet. Wer einmal dort ist sollte auch der wunderschönen historischen Marbacher Altstadt einen Besuch abstatten.
Mehr Informationen: www.dla-marbach.de.
Dagmar Lappe
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