vorwaerts-online: Wie unterscheidet sich Eurer neues Album vom alten...
Stefanie Kloß (Gesang): Das erste war das erste und das zweite ist das zweite. Das ist schon mal der Unterschied. Auf dem ersten Album waren viele Songs drauf, die haben wir ja geschrieben,
als wir 16, 17 waren. Da sind wirklich alle Songs drauf, die wir seit Bandgründung, seitdem wir deutsche Songs schreiben, geschrieben haben. Niemand hätte gedacht, dass das erste Album so viel
Leuten gefällt, wir auch nicht. Wir waren also ein bisschen überrumpelt.
In dieser Zeit sind wir auch ein bisschen älter geworden, haben Erfahrungen gesammelt, haben so viele schöne Konzerte erlebt, so viele nette Leute getroffen, so viele Dinge erlebt und
mitgemacht. Die muss man natürlich unbedingt beim zweiten Album mit aufschreiben. Deswegen ist das zweite Album natürlich schon sehr geprägt von dem, was wir mit dem ersten Album erlebt haben. Und
natürlich denkt man, wenn man zwei, drei Jahre älter ist, über einige Sachen ein bisschen mehr nach oder einfach anders. Also, das würde ich schon sagen, ist der Unterschied.
Aber Gemeinsamkeiten sind sehr wohl welche da zwischen dem ersten und dem zweiten, weil wir sind ja schon immer Fans von Vielseitigkeit. Deswegen heißt das andere auch "laut gedacht". Da sind
sowohl die lauten Sachen drauf, also auch die gedachten Sachen, und sowohl auch Sachen, die wir einfach halt aus dem Bauch heraus geschrieben haben, weil wir schon immer eine Band waren, die das
sagt, was sie denkt. Und das ist da drauf auf dem zweiten Album.
Thomas Stolle (Gitarre): Es sind auf beiden 15 Lieder drauf.
Stefanie Kloß: Genau, auch eine Gemeinsamkeit.
Weil euer erstes Album ziemlich erfolgreich war, war der Druck nun größer. Wie seid ihr damit umgegangen?
Thomas Stolle: Er war schon größer, allerdings immer noch so marginal, dass man es nicht gemerkt hat. Weil wir sind noch nie Freunde davon gewesen darauf zu schauen, was andere von dir
erwarten könnten oder was denen gefallen könnte.
Wir sind einfach wieder in den Proberaum gegangen, und haben das aufgeschrieben, was uns bewegt, was uns gefällt, was wir schlecht finden. Und dann sind halt ein paar Songs rausgekommen. Mit
denen sind wir ins Studio, haben die aufgenommen, fertig war das zweite Album. Also, wir haben uns da keinen Kopf gemacht, was jetzt Leute erwarten könnten.
Was man schon sagen kann, ist, dass man gespannt war, wie es denn letzten Endes bei den Leuten ankommt, wie die Resonanzen sein werden. Aber ich glaube, in erster Linie ist wichtig, dass du
als Künstler mit deinem Album zufrieden bist und nicht sagst, "oh, ja, das Album ist auf 1 gegangen in den Album-Charts, aber ich finde das Album eigentlich total scheiße".
Wir sind glücklich mit dem Album. Und wenn es auf 99 eingestiegen wäre, wären wir auch so glücklich gewesen. Aber es ist natürlich geil, dass es dann auf 1 gegangen ist.
Was gehört zu Erfolg dazu? Eigenes Können oder Glück.
Thomas Stolle: Ich glaube, es ist genau eine Mixtur daraus letzten Endes wirst du, glaube ich, nie "professioneller Musiker" werden, also davon leben können, wenn du überhaupt gar nicht
Gitarre spielen oder nicht singen kannst. Das wage ich mal zu bezweifeln. Auf der anderen Seite brauchst du in der heutigen Zeit natürlich auch viele glückliche Umstände um dich herum.
Das war bei uns ganz genauso. Wir haben irgendwie mal in Bautzen gespielt und da war wieder jemand da, der dann wieder jemand... usw., diese ganzen Verkettungen, dieser Schneeballeffekt. Das
würde ich mal als glücklichen Umstand bezeichnen. Von daher würde ich sagen, dass es einfach ein Mischmasch aus beidem ist. Du musst viel arbeiten, brauchst aber halt auch wirklich viel, viel Glück
und Geduld.
"Zur richtigen Zeit am richtigen Ort"
Habt ihr eure Karriere oder euren Erfolg so geplant? Habt ihr auf das Ziel hingearbeitet?
Johannes Stolle: Also, so was kann man gar nicht planen. Der Traum ist eigentlich bei uns schon ziemlich früh entstanden, vielleicht mal professionell Musik machen zu können. Wir haben alles
gemacht, was in unserer Macht steht, haben sehr viel gespielt, gerade bei uns in der Gegend. Und dass dann alles so kam, wie es kam, da war viel Glück dabei, dass wir zu bestimmten Zeiten am
richtigen Ort waren.
Aber ansonsten haben wir sehr hart gearbeitet und dass alles so gekommen ist, wie es gekommen ist, da freuen wir uns sehr drüber.
"Es geht nicht ewig so weiter"
Hattet ihr einen Plan B, also, es hätte ja auch sein können, dass es euch so geht wie vielen anderen Bands, dass es mit dem Erfolg nicht so geklappt hätte. Was hättet ihr dann
gemacht?
Stefanie Kloß: Also, unser Plan B war, "o.k., wenn es nicht funktioniert, dann können wirerst mal immer noch wieder nach Bautzen gehen". Und dann hätten wir uns sicher einen Plan B zurecht
gelegt. Aber wer legt sich schon einen Plan B zurecht, wenn er so bisschen absehen kann, dass er sein Hobby, das, was er am liebsten macht und mit der größten Leidenschaft überhaupt macht, dass er
das vielleicht den ganzen Tag machen kann? Da verfolgt man natürlich erst mal das, was einem am meisten Spaß macht.
Wir sind jetzt nicht naiv und sagen, das geht jetzt noch die nächsten 20 Jahre so locker und fluffig weiter, sondern wir wissen, klar kann es irgendwie vorbei sein. Aber auch dann werden wir
irgendwas machen.
Interview: Karsten Wiedemann
Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews
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