Osnabrück im Jahre 1801. Der Streit um das Zuknöpfen von Kragen in einer feierlichen Versammlung von wandernden Handwerksgesellen eskaliert. In rasender Geschwindigkeit entfachen sich massive
Auseinandersetzungen, in die große Teile der Stadtbevölkerung eingezogen werden. Das (historisch belegte) Geschehen findet seinen gewaltsamen Höhepunkt in einem blutigen Kampf auf dem Gelände einer
Gastlichkeit in der Gartlage.
Schon früh wird dem Leser klar: Hier geht es um mehr als nur um Kleidungsrituale. Gestritten wird um den Erhalt mühsam erkämpfter Rechte und gegen die Vormachtstellung der Obrigkeit. Nicht
wenigen geht es darum, die Ideale der Französischen Revolution zu verwirklichen.
Der Roman versetzt den Leser in eine Zeit sich widersprechender Interessen. Aktuelle Parallelen sind dabei nicht zu übersehen. Die Akteure des Romans entstammen den verschiedenen
gesellschaftlichen Schichten jener Zeit, sind Privilegierte und niederes Volk, landesherrliche Verwaltungsmitglieder und städtischer Magistrat, hiesige Handwerksmeister und Wandergesellen. Der
Autor zeichnet die handelnden Figuren vielschichtig und differenziert. Liebe, Macht und Intrigen sind ebenso Handlungsmotiv wie die Sehnsucht nach Freiheit. Ein Roman, der von der ersten bis
letzten Seite fesselt und zugleich historische Inhalte vermittelt.
Alfred Büngen
Heiko Schulze: Geplatzte Kragen. Roman über den Aufstand der Osnabrücker
Handwerksgesellen im Juli 1801, Geest-Verlag 2007, ISBN 978-3-86685-086-6,10 Euro
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