Das Buch beginnt mit einem weißen Bild ohne Textur: eine Schneelandschaft im Osten Russlands. Gerade aus dem Gulag entlassen, kämpft sich ein geschwächter Mann zum nächsten Dorf durch. Er hat Glück, findet etwas zu Essen und einen Schlafplatz -
Zeitsprung: Derselbe Mann feiert den ersten erfolgreich in den Weltraum geschossenen Satelliten Sputnik I. Er ist der Chefkonstrukteur Sergei Koroljiow, ein gespaltener Charakter.
Dies ist der Beginn der sowjetischen Raumfahrt-Propaganda. Koroljiow bekommt den Auftrag, innerhalb eines Monats, einen zweiten Satelliten zu konstruieren. Sputnik II wird ein Lebewesen ins All befördern: die Moskauer Staßenhündin Laika.
Flug ohne Rückkehr
Ein Himmelfahrtskommando, denn in der kurzen Zeit ist es nicht möglich, ein Rückholmanöver zu entwickeln. Die Geschichte der Hündin wird von der Geburt bis zum Tod erzählt: als Welpe ausgesetzt, von Hundefängern gejagt, eingefangen und an ein Testlabor der Armee ausgeliefert. Laika durchläuft ein hartes Training mit Belastungstests und Parabelflügen.
Die eigentliche Hauptperson, eine liebevolle Hundetrainerin namens Jelena ist diejenige, welche die Methoden der Wissenschaftler in Frage stellt. Doch auch sie unterliegt schließlich dem Machtapparat Kreml und dem Parteigehorsam.
Im All starb Laika nach wenigen Stunden, weil Systeme zur Kontrolle der Temperatur in der Kapsel ausfielen. Nach der offiziellen Version lebte sie mehrere Tage und starb schmerzlos an Gift, das ihrem Futter beigemischt worden sein.
Geschichtsstunde im Comicformat
Der Autor hat fundiert recherchiert. Seine Geschichte enthält neben historisch Belegtem auch frei erfundene, fantasievolle Elemente. Der großen Gefahr, den Hund zu vermenschlichen ist er entgangen. Das macht das Buch zu einer ernstzunehmenden Geschichtslektüre für Kinder, sowie Erwachsene. Es stimmt nachdenklich. Es ist ergreifend und über die eher mittelmäßigen Zeichnungen hinweg wirklich aufregend. Grundsätze der Wissenschaft und Politik werden kritisch beleuchtet. Das Werk gewann viele Preise, darunter den Eisner Award, der wichtigste Preis für Comic-Schaffende.
Nick Abadzis wurde 1965 in Schweden geboren, wuchs erst in der Schweiz und dann in England auf. Er arbeitete als Karikaturist u.a. für den "Guardian" und die "Times", er lebt mittlerweile in New York.
Nick Abadzis: Laika, Atrium Verlag, Zürich 2011, 208 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-85535-002-5