Kultur

Warum wir eine Filmnation bleiben müssen

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Burkhard Blienert* erklärt im vorwärts-Interview was das neue Filmförderungsgesetz leisten soll, wie das deutsche Kino im internationalen Vergleich dasteht und wie er es weiter stärken möchte.
von · 13. September 2016
Die SPD will den deutschen Film stärken: hier Filmarbeiten am Set
Die SPD will den deutschen Film stärken: hier Filmarbeiten am Set

Herr Blienert, welcher deutsche Film hat Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt?

Einer, den ich noch gar nicht gesehen habe: „Toni Erdmann“. Da bin ich ganz gespannt drauf!

Am 21. Oktober soll der Bundestag die Novelle des Filmförderungsgesetzes (FFG) beschließen. Welche Aspekte müssen im FFG aus sozialdemokratischer Sicht beachtet werden?

Mit dem Entwurf bin ich ganz zufrieden. Aber aus sozialdemokratischer Sicht gibt es drei Schwerpunkte, bei denen wir im Gesetz noch nachbessern wollen.  

Welche sind das?

Erstens: soziale Mindeststandards bei Produktionen im Filmbereich, z.B. faire Arbeitszeiten. Wir wollen Transparenz und Offenheit. Ich bin dafür, dass diejenigen, die sich an die sozialen Mindeststandards halten, auch einen Benefit davon haben. Produzenten sollten bei einem Antrag an die Filmförderungsanstalt (FFA) darlegen können, dass sie sich an die sozialen Standards halten. Zweitens: Gendergerechtigkeit. Es ist wichtig, dass Frauen in den Gremien der FFA gleichberechtigt vertreten sind. Drittens: Erhalt des Filmerbes. Wenn die Sicherung dieses Erbes im Gesetz festgeschrieben wird, ist klar, dass das eine Aufgabe aller Beteiligten ist – und nicht nur derjenigen, die zum Beispiel. davon in der Verwertung profitieren.

Wie steht das deutsche Kino im europäischen Vergleich da, sowohl was Qualität, als auch was Förderbedingungen betrifft?

Was die Qualität betrifft, sind wir gut dabei. Wir haben eine gute Ausbildung, hervorragende Künstlerinnen und Künstler – das zeigt nicht nur der internationale Erfolg von „Toni Erdmann“. Allerdings: Wenn es um den Produktionsstandort Deutschland geht, drohen wir den Anschluss zu verlieren. Wir haben auf Seiten des Bundes mit unserem Fördersystem über den Deutschen Filmförderfond (DFFF) und die Filmförderungsanstalt (FFA), der kulturellen Filmförderung und dem German Motion Picture Fund (GMPF) zwar gute Instrumente, aber die stoßen irgendwann an ihre Grenzen. Da müssen wir dringend ran!

Wie genau stellen Sie sich das vor?

Den ersten Schritt haben wir mit dem neuen Programm von Sigmar Gabriel im Wirtschaftsministerium getan, welches insbesondere innovative Produktionen fördert. Andere europäische Länder gehen über einen Steuerbonus. Darüber sollten wir aus meiner Sicht auch nachdenken. Sonst laufen wir Gefahr, dass Produktionen, die in Deutschland gedreht werden könnten, eher im europäischen Ausland oder ganz woanders gedreht werden, weil die Produktionsbedingungen dort besser sind. Jeder in den Filmstandort Deutschland investierte Steuer-Euro rentiert sich letztendlich für die deutsche Volkswirtschaft. Wir sind eine Filmnation – und die sollten wir auch bleiben.

Wenn Sie sich etwas für die deutsche Filmbranche wünschen dürften – was wäre das?

Dass wir unsere Kinolandschaft beibehalten und sie vielleicht sogar ausbauen können. Kino ist mehr als nur Kommerz, Kino ist auch ein Kulturereignis, ein Kulturpunkt in vielen Städten und Kommunen. Und: Wir als Politik und Gesellschaft müssen die Rahmenbedingungen schaffen, dass man in Deutschland mit Filmen Geld verdienen kann. Der deutsche Kinofilm hat eine Geschichte – und diese Geschichte weiterzuerzählen, dabei möchte ich helfen.

* Burkhard Blienert ist Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag.

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