Als studierter Volkswirt und Psychologe ebenso wie als Unternehmensberater und international tätiger Dozent ist Nicholas Strange es gewohnt Zahlenmaterial auszuwerten und Ergebnisse
verschiedener statistischer Erhebungen zueinander in Beziehung zu setzen. Die Vielseitigkeit seines Wirkens prägt auch sein Herangehen an die "Methusalem-Legende".
Strange untersucht, inwieweit die Zukunft Deutschlands durch das Älterwerden der Bevölkerung gefährdet ist und kommt zu einem - angesichts bisheriger Debatten - verblüffenden Ergebnis: Aus
Sicht des Autors gibt es keinen Anlass angesichts des Älterwerdens und des damit einhergehenden Ausfalls an Arbeitskraftpotenzialen in Panik zu verfallen.
Mit einer Vielzahl tabellarischen Materials weist er nach, dass die zur Verfügung stehenden Reserven den Bedarf mehr als abdecken können. Dabei lässt er es - im Wissen um derzeit nicht
adäquate Qualifikationspotenziale - durchaus nicht mit dem Hinweis auf die Höhe der Arbeitslosenzahlen (die allein schon die Höhe des Ausfalls an Arbeitskräften durch Berentung übertreffen)
bewenden.
Er analysiert ausstehende Modernisierungen im Bildungssektor und wartet mit Zahlenmaterial auf, das verdeutlicht, welche umfassenden Reserven bereits eine Angleichung von Schul- und
Studienzeiten an die Standards unserer europäischen Nachbarn mit sich brächten. Auch die ungenügende Einbindung junger Mütter in den Arbeitsprozess gerät unter diesem Gesichtspunkt in den Focus.
Reformprozesse auf sozialem Gebiet werden angemahnt. Und zwar solche, die auch gesellschaftlich lange andiskutierte Lebenserleichterung mit sich bringen könnten, wo die verschiedenen
Anforderungen modernen Lebens an die Einzelnen besser in Übereinstimmung gebracht würden. Dabei verweist Strange auch darauf, dass in aktuellen Diskussionen das wachsende Bruttosozialprodukt zu
wenig berücksichtigt wird.
Alles in allem liegt hier ein sehr lesenswertes Buch vor, das Probleme nicht klein redet, aber das Vorhandensein eines soliden Fundaments zu ihrer Lösung aufzeigt. Das sollte genutzt und die
Diskussion in eine etwas andere Richtung gelenkt werden. "Es wird Zeit, uns von der Methusalem-Legende zu verabschieden, denn im Gegensatz zu Methusalem bleiben uns keine 969 Jahre, um geeignete
Gegenmaßnahmen zu ergreifen", so Nicholas Strange.
Nicholas Strange "Keine Angst vor Methusalem. Warum wir mit dem Altern unserer Bevölkerung gut leben können", zu Klampen Verlag, 2006 , 138 Seiten, 16,80 Euro, ISBN 3-934920-90-X
Dorle Gelbhaar
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.