Peter Frey vom ZDF-Hauptstadtstudio bezeichnete Köhler als einen "zornigen" Präsidenten, der an seinen innenpolitischen Grenzen verzweifle. Dies werde auch in der nun vorliegenden Biografie
deutlich. Weiter würdigte er das Buch als eine Aufarbeitung umfangreichen Quellenmaterials, die "wenig zimperlich" mit Horst Köhler umgehe.
Gerd Langguth merkte an, dass alle Versuche, an den Präsidenten heranzutreten scheiterten, sodass Köhler in der Biografie nicht selbst zu Wort kommt. Auf die Frage, wie ein potentieller
Untertitel des Buches hätte lauten können, antwortete Langguth: "Der ewig suchende Präsident", denn Köhlers Präsidentschaft sei vor allem von der Suche nach seiner Rolle geprägt. Langguth betonte
jedoch, dass er in der Biografie ganz bewusst keinen Fokus auf Köhlers Zeit als Präsident, sondern viel mehr auf sein Leben gerichtet habe.
"Ich will auch mal Präsident werden"
Das Buch beginnt mit der Familiengeschichte der Köhlers, die hier erstmals lückenlos recherchiert wird. Auch Horst Köhlers frühen Jahre als Kind umgesiedelter Bessarabiendeutscher in Polen,
dann in der jungen DDR und ab 1953 im Schwäbischen werden dargestellt. Amüsant ist hier eine kleine Anekdote, in der Köhler als Grundschüler in der DDR mit Blick auf ein Wilhelm Pieck-Porträt
sagte: "Ich will auch mal Präsident werden!"
Seine Zeit als Referent Gerhard Stoltenbergs in der Schleswig-Holsteinischen Staatskanzlei, sowie später unter Theo Waigel im Bundesfinanzministerium werden ebenso ausführlich beschrieben wie
seine Tätigkeit als IWF-Direktor in Washington. Differenziert und mit viel Hintergrundwissen schildert der Autor Köhlers Tätigkeit für Helmut Kohl.
Stationen eines Werdegangs
In der Biografie werden alle für Köhlers Werdegang wichtigen Stationen behandelt und eingeordnet, sowohl die beruflichen und politischen, als auch die privaten. Dabei wird deutlich, dass
Köhler fast ohne eigenes Zutun in das höchste Amt der Bundesrepublik gelangte.
Das Buch mündet schließlich in sieben pointierten und überaus kritischen Thesen. Hier wird Köhler als "Patriot und Perfektionist", aber auch als scheu und unsicher, sowie als Technokrat
bezeichnet. Schließlich kommt Langguth zu dem Schluss, dass Köhlers Wiederwahl sicher erscheint.
Die Biografie stützt sich auf eine breite Quellenlage: 134 Personen, darunter Freunde der Familie, Schulkameraden und Lehrer, Vorgesetzte und Mitarbeiter, gaben dem Autor aufschlussreiche
Auskünfte. Darüber hinaus wurden alle Lebensstationen Köhlers vom Verfasser aufgesucht, sowie zahlreiche Archive konsultiert.
Gerd Langguth: Horst Köhler. Biografie. Dtv, Münschen 2007. 400 Seiten. 15,- €. ISBN 978-3-423-24589-0
Felix Eisele
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