Die umstrittenen Thesen der Ex-Moderatorin Eva Hermann zu den "guten Familienwerten" unter der Ägide Hitlers lösten eine hitzige Debatte aus. Höhepunkt war ihr Rauswurf während der Sendung
von Johannes B. Kerner. Bei dieser Sendung war Wolfgang Wippermann als Experte geladen, um die Thesen Eva Hermanns zu diskutieren und die historischen Fakten klar zu stellen.
Eva Hermann hatte behauptet, man müsse auch mal über die "guten Seiten" des Dritten Reiches reden können, denn in jener Zeit wären Mutter und Familie noch geehrt worden, was die linken 68er
dann nachhaltig zerstört hätten. Schließlich kam sie zu dem unsäglichen Schluss, man könne in Deutschland eben nicht offen über Geschichte reden, ohne in Gefahr zu raten.
Abgesehen von der anschließenden Debatte in den Feuilletons der Zeitungen, meldeten sich nun Hunderte Menschen in Leserbriefen, Blogs und Internetforen zu Wort. Hier sprach nun also die sonst
"schweigende Mehrheit", die normalerweise keinen Zugang zu den Diskursen der schreibenden und sprechenden Elite hat.
1933- 1945 = Eine "glückliche Zeit"?
Wolfgang Wippermann wertete zahlreiche Leserbriefe und Blogs aus. Er entdeckte erschreckende Meinungen. So wurde Eva Hermann nicht nur eifrig Zustimmung gezollt - schließlich habe sie einfach
mal die Wahrheit gesagt -sie wurde auch noch als Opfer einer "gleich-geschalteten" Medienlandschaft hingestellt.
In zahlreichen Beiträgen ist davon die Rede, dass die Juden und vor allem der Zentralrat der Juden in Deutschland für die Stigmatisierung Eva Hermanns gesorgt haben sollen. Schließlich
könnten die Juden es nicht ertragen, wenn Deutsche sich "mal frei machen" würden, von der "Alliierten-Propaganda". Ebenso müsse man auch mal darüber sprechen, dass es unter Hitler weder Kriminelle
noch Arbeitslosigkeit gegeben hätte und eben noch "Zucht und Ordnung" geherrscht hätten. Der Gipfel all dessen ist dann die häufig geäußerte Meinung, dass das Dritte Reich alles in allem doch eine
"glückliche Zeit" gewesen sei.
Woher kommt diese unsägliche Verehrung für das System des "Dritten Reiches"? Wie sind die eklatanten Wissenslücken erklärbar? In den Blogs fand sich jedenfalls nur sehr selten jemand, der
darauf hinwies, dass Kindergeld und Mutterkreuz nur "rassisch wertvollen" Familien zustand. Oder dass Hitler für den Autobahnbau bei weitem nicht in dem Maße verantwortlich ist, wie weithin noch
immer angenommen wird.
Wolfgang Wippermann kommt zu dem Schluss, dass die Eliten gravierende Fehler bei der Aufklärung und Vergangenheitsbewältigung gemacht haben müssen, wenn inzwischen das "Mutterkreuz" und
angebliche Verschwörungen der Gegenwart die Vergangenheitsdiskussion dominieren.
Die Beiträge, die er zusammengestellt hat, sind ein klarer Beweis: Die Debatte um das Wissen bzw. Unwissen der "schweigenden Mehrheit" bezüglich des "Dritten Reiches" darf nicht von der
Tagesaktualität einer Eva Hermann abhängig sein.
Maxi Hönigschmid
Wolfgang Wippermann: Autobahn zum Mutterkreuz. Historikerstreit der schweigenden Mehrheit. 128 Seiten, Rotbuch Verlag Berlin, 9,90€
ISBN: 978-3-86789-032-9
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