Von Benjamin Obermüller
Der Staatsmann..
Walter Mühlhausen, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg, hat nun auf über 1000 Druckseiten den Staatsmann Friedrich Ebert
gründlichst untersucht. Er konzentriert sich auf den Staatsmann Ebert. Das ist gleichsam der rote Faden der Arbeit. Über den Privatmann Ebert erfährt man ebenso wenig wie über dessen Funktionen
innerhalb der SPD. Seine Leistungen als einer der wenigen bedingungslosen Fürsprecher der Weimarer Demokratie stehen immer im Vordergrund. Damit ist auch der zeitliche Rahmen ziemlich genau
abgesteckt: Von der Übernahme des Amtes im November 1918 bis zu Eberts Tod im Frühjahr 1925. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Mühlhausen Amt und Apparat des Reichspräsidenten sowie der Wehr- und
Außenpolitik Eberts.
...seine Leistungen..
Was waren nun die politischen Leistungen des ersten Reichspräsidenten? Das größte Verdienst lag sicherlich in der Partei übergreifenden Arbeit Eberts, die ein ums andere Mal zu Verärgerungen
innerhalb seiner eigenen Partei führte. Ebert war gerade bei den häufig wechselnden Koalitionen ein erfolgreicher Vermittler, der dafür sorgte, dass die Regierungen schnell ihre Arbeit aufnehmen
konnten.
..und sein Scheitern
Mühlhausen kann deutlich herausarbeiten, dass auch so manch kritische Entscheidung Eberts, neben der Ernennung Wilhelm Cunos zum Reichskanzler vor allem die Anwendung des Notstandsparagraphen
48 der Weimarer Verfassung, nicht seinem Machthunger als Reichspräsident entsprang - gleichwohl er bestrebt war die Zuständigkeiten und Einflussmöglichkeiten des Amtes zu vergrößern - sondern Teil
seines Stabilisierungskurses der Weimarer Demokratie war. Der gelang ihm während seiner Amtszeit größtenteils. Weniger erfolgreich war er jedoch dabei, diese Überzeugungen Milieu übergreifend nach
Außen zu tragen und Mehrheiten für die Demokratie zu gewinnen. Eberts Integrationswillen, d.h. seine Mission der Einigung verschiedener politischer Bevölkerungsgruppen, scheiterte.
Walter Mühlhausen hat eine monumentale und trotz dieses Umfangs spannend und flüssig zu lesende Darstellung eines der wichtigsten Sozialdemokraten des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Die Vielzahl
der ausgewerteten Quellen, die Auswahl der Themen, der methodische Ansatz sowie das wissenschaftlich abgeklärte Urteil führen zu einer sehr gelungenen Arbeit. Über Jahre hinaus wird dieses Werk für
die Ebert-Forschung maßgebend sein.
Walter Mühlhausen: Friedrich Ebert 1871-1925. Reichspräsident der Weimarer Republik, Bonn J.H.W. Dietz Nachf. 2006, 1064 Seiten.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.