In Waberis Buch "In den Vereinigten Staaten von Afrika" sind die Machtzentren auf der Welt anders verteilt als wir es kennen. Während Afrika weltweit dominiert und auch in Wissenschaft und
Technik den Ton angibt, herrschen in Europa und Amerika Kriege, Hungersnöte und Krankheiten. Kein Wunder also, dass viele "Weißhäutige" nach Afrika flüchten und dafür vieles in Kauf nehmen. In
Afrika angekommen, sind sie jedoch nicht gern gesehenen; als Krankheitsüberträger und die "Weiße Gefahr" bleiben sie nur am Rande der Gesellschaft.
Das neue Afrika
Erzählt wird die Geschichte von Maya, die ursprünglich in der Normandie geboren wurde, aber von einem afrikanischen Arzt adoptiert und aufgezogen wurde. Aufgewachsen ist das Mädchen in
Asmara, der Hauptstadt der afrikanischen Förderation. Fast nebenbei klingt die Geschichte von einem gewissen Yacouba an. Er empfindet die Asmara als "Stadt der Sackgassen" und hat doch keine andere
Alternative. Yacouba stammt aus der Schweiz, musste jedoch vor den andauernden Stammeskriegen aus seiner Heimat fliehen. Er ist einer von vielen Flüchtlingen, die in Booten an die Küsten von Djerba
und Algier anlanden. Ungenau und nur schemenhaft bleibt sein Schicksal im Roman; beispielhaft aber für die Ungerechtigkeit und die Missstände dieser Welt.
Wie brutal die von Waberi beschriebene Welt ist, illustriert ein Beispiel: Um den Flüchtlingsstrom in den Griff zu bekommen, haben sich einige Politiker und Gesetzeshüter eine besondere
Maßnahme ausgedacht: Zwei weißhäutige Kriminelle werden für eine Nacht mit einem Versprechen in einen Bretterverschlag gesperrt: Wer bis zum nächsten Morgen den anderen getötet hat, bekommt sein
Leben geschenkt.
Appell an die westliche Welt
Die Einzigen, die nicht gleichgültig dem Elend der Flüchtlinge gegenüber stehen, sind Künstler und Intellektuelle. So auch die erwachsen gewordene Malerin Maya. In ihrer Kunst kann sie der
Ungerechtigkeit Ausdruck verleihen und Kritik üben. Auch auf der Suche nach ihren eigenen Wurzeln begegnet sie neuen Erfahrungen und der Erkenntnis, dass es auch Solidarität in dieser Welt gibt.
Waberi möchte mit seinem Roman "In den Vereinigten Staaten von Amerika" der westlichen Welt einen Spiegel vorhalten. Die Verkehrung der Dinge und die überspitzten Beschreibungen der Zustände
wirken fast wie ein Appell, Notiz von den Nöten Afrikas zu nehmen. Es werden aber auch Intoleranz und Rassismus einer wohlhabenden Gesellschaft offensichtlich, die in den Fremden nur Bedrohung und
Gefahr sieht. Der Roman, als Satire angelegt, bleibt an einigen Stellen leider unscharf und dem Spott des Autors fehlt gelegentlich der Biss. Insgesamt jedoch bietet Waberi einen interessanten wie
ungewöhnlichen Blick auf die Situation in Afrika.
Edda Neumann
Abdourahman A. Waberi: In den Vereinigten Staaten von Afrika, Edition Nautilus, 2008, 160 Seiten, 16 Euro, ISBN-13: 978-3894015633
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