Oft ist das private Insolvenzverfahren mit der Möglichkeit der Restschuldbefreiung der letzte Ausweg um wieder schuldenfrei zu leben. Allerdings ist der Verfahrensweg sehr kompliziert und
langwierig. Ulli Winter, Schuldenerbe-rater beim Sozialamt der Stadt Frankfurt/ Main, Referent im Insolvenzrecht und Klaus Müller, Diplom-Sozialarbeiter, Schuldnerberater, Sozialberater für
Schuldner beim Caritasverband Frankfurt/ Main, Referent im Bereich Schuldnerberatung, wollen Betroffenen mit ihrem Rat-geber eine fundierte Hilfestellung geben, um sich aus der Schuldenfalle zu
befreien.
Insolvenzverfahren
Die Autoren zeigen anhand des "Musterschuldners" Heinz Becker sehr anschaulich den Weg aus der Überschuldung. Anhand vieler Beispiele und Übersichten werden alle Phasen der
Verbraucherinsolvenz dargelegt. Zunächst muss der Schuldner eine außergerichtliche Eini-gung mit seinen Gläubigern anstreben. Ohne diesen Einigungsversuch ist die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens nicht möglich. Die Autoren erklären, wie ein Schuldenbereinigungsplan erstellt wird und was der Schuldner tun kann, um zu verhindern, dass er von seinen Gläubi-gern über den
Tisch gezogen wird. Wird die außergerichtliche Einigung durch die Gläubiger abgelehnt, folgt das Insolvenzverfahren, an dessen Ende der Betroffene von allen Schulden befreit wird und nach einer
Wohlverhaltensphase ein neues Leben ohne Schulden beginnen kann.
Entschuldungsverfahren
Ist der Schuldner völlig mittellos und kann noch nicht einmal die Kosten für das Insolvenz-verfahren aufbringen, bleibt noch die Möglichkeit des gerichtlichen Entschuldungsverfahrens.
Neu ist auch ein Kapital zu Konto und Kontoschutz. Das Girokonto ist die Grundlage für alle Bargeschäfte des täglichen Lebens und in einer modernen Welt nicht mehr wegzudenken.
Überweisungen, Lastschriften, Karten- und Scheckzahlungen können ohne ein Konto nicht getätigt werden. Nicht selten werden die Schuldner von den Banken durch Kontokündigungen und den Ausschluss
vom bargeldlosen Zahlungsverkehr in die soziale Isolation geschickt. Nach einer Kontopfändung blieb den Betroffen oft nicht mal ein Existenzminimum. Die Re-form des Kontopfändungsschutzes hat das
Ziel, das Bankkonto zu erhalten und durch ein Pfändungsschutzkontos mit einem automatischen Pfändungsschutz dem Schuldner die Mög-lichkeit zu geben Geldgeschäfte des täglichen Lebens, wie Zahlung
der Miete und Energie trotz Pfändung vorzunehmen.
Muster, Formulare, Checklisten
Im Anhang des Buches befinden sich ein sehr hilfreiches ABC der wichtigsten Begriffe der aktuellen Rechtsprechung, zahlreichen Muster, Formulare, Checklisten und wichtige Internet-adressen
und Adressen von Verbänden bei denen in Not geratene Personen Hilfe finden.
Das Buch ist eine Aufforderung an alle Betroffenen, nicht zu verzweifeln, sondern selbst aktiv zu werden und sich dem Problem zu stellen.
Katarina Günther
Ulli Winter/ Klaus Müller: Überschuldung - was tun?, Bund-Verlag, Frankfurt a. Main 2008, 248 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 978-3-7663-3795-5
ist promovierte Rechtswissenschaftlerin und Journalistin. Ihre Schwerpunkte sind juristische und steuerrechtliche Themen.