Kultur

Über antiqiuerte Bilder und deren Folgen

von Die Redaktion · 1. Februar 2007

Karin Deckenbach ist eine Autorin mit internationaler Erfahrung. Aus Südostasien, Indochina und Burma hat sie als freie Korrespondentin berichtet, für die Frankfurter Rundschau war sie tätig. Washington und Frankfurt am Main bieten ihr gegenwärtig Heimat.

So schaut die Diplom-Politologin und Mutter einer Tochter, die sich als Schriftstellerin bisher mit einem Buch über Jutta Limach einen Namen gemacht hat, in ihrem neuen Buch weit über den deutschen Tellerrand hinaus, wenn sie die Situation potentieller oder realer Mütter hierzulande betrachtet.

Die Wurzel allen Übels

Ihre zentrale These zur Begründung der geringen Geburtenrate in Deutschland zielt auf die Antiquiertheit eines gängigen hiesigen Familienbildes. Dieses benennt die Mutter als quasi Alleinverantwortliche in Sachen Kinderbetreuung. Zur Unterstützung ihrer These führt sie verschiedene Beispiele an, die belegen sollen, dass Mutterschaft auch bei hoch qualifizierten Frauen sehr oft ins berufliche Abseits oder zumindest zur Karriere auf Sparflamme führt.

Die Vergleiche zu westeuropäischen Nachbarländern fallen für Deutschland ungünstig aus. Deren Familienpolitik wird offenbar den Bedürfnissen potenzieller Mütter und Väter besser gerecht. Die angeführten Zahlen der Geburtenentwicklung sprechen für sich.

Ursachen des überholten (und durch seine Restriktivität laut dieser Einschätzung Familie verhindernden) Familienbildes sieht die Autorin nicht nur im persönlichen Bereich. Vielmehr führt sie die Absurdität einer Kinderbetreuung an, bei der von Müttern verlangt z.B. wird, für die Versorgung mit Mittagessen bereitzustehen. Sie verweist auf das Ehegattensplitting, welches das Modell eines Alleinverdieners in der Familie präferiert.

Ein hochaktuelles Thema

Und das alles, obwohl in der Gegenwart gewaltige Probleme in der Sozialversicherung, speziell der Rentenversicherung prognostiziert werden, weil die Geburtenrate in Deutschland rückläufig ist. Deshalb braucht die Gesellschaft die Berufstätigkeit junger Mütter, wenn die junge Generation ausdünnt. Ebenso wie diese heute jungen Mütter später mit einer dank Berufstätigkeit besseren Rente auch selbst besser versorgt sein könnten.

Ganz sicher hat die Autorin Recht, wenn sie darauf verweist, dass Kinder von vielen Unterstützung brauchen, um sich geistig und sozial gut entwickeln zu können.

Das seit 1. Januar gezahlte Elterngeld dürfte da ein Anfang sein, erleichtert es doch zumindest gut betuchten Berufstätigen den Schritt zur Mutterschaft. Für Studentinnen und Geringverdiener sollte allerdings noch nachgebessert werden.

Dorle Gelbhaar

Karin Deckenbach "Die Mutterglück-Falle. Warum wir unser Familienbild ändern müssen", Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München

dtv premium 2006, 240 Seiten, 14,50 Euro, ISBN 3-423-24553-0



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