Kultur

Transformation 3.0

von Die Redaktion · 28. September 2011
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Fortschritt wird in der Wirtschaft zumeist gleichgesetzt mit Wachstum, sei es der steigende Umsatz oder Gewinn eines einzelnen Unternehmens oder die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts einer Volkswirtschaft. Rating-Agenturen bestimmen das Schicksal von Regierungen und Gesellschaften. Gleichzeitig führt der Primat des wirtschaftlichen Wachstums zu Steigerungen des Energie- und Ressourcenverbrauchs und damit zur Belastung der ökologischen Kreisläufe

Die Folgen der Finanzmarktkrise und die drohenden Gefahren einer Klimakatastrophe zeigen: Die Vorstellung eines permanent hohen Wachstums ist zukünftig weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Das Wachstum als Primat hat politisch ausgedient.

Michael Müller und Johano Strasser plädieren für einen Kurswechsel der Politik, einen Umbau der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Sie fordern die Transformation 3.0; einen sozialökologischen Innovationsschub jenseits der klassischen Wachstumsdoktrin. Getragen wird dieser neue Fortschritt durch eine Leitidee: Nachhaltigkeit.

Die Autoren entwickeln ein Gesamtkonzept mit fünfzehn Eckpunkten auf dem Weg zur Nachhaltigkeit und veranschaulichen diese mit konkreten Beispielen einer möglichen Umsetzung. Sie sind sich sicher: Wenn die Politik jetzt die Weichen für Nachhaltigkeit stellt, wird die Vision einer zweiten solaren Zivilisation Wirklichkeit, in der Armut und Not überwunden werden und neun Milliarden Menschen auf der Erde friedlich zusammenleben

"Abseits von aller Parteilichkeit ist das Büchlein der beiden Autoren überzeugend, weil es nicht mit dem einen Auge die Ökologie und mit dem anderen die Ökonomie betrachtet, sondern gleichzeitig die soziale und die Arbeitswelt, Bildung und Kultur, Landwirtschaft, Siedlungsplanung und Mobilität erfasst. Die Menschen würden aus wohlverstandenem Eigeninteresse und aus eigener Einsicht neue Wege beschreiten, meinen Müller und Strasser. Letztlich werde der Umbau die Lebensqualität erhöhen. Und weil sie so denken, formulieren sie eine verzückende Aussicht: Wer es schaffe, Optimierung vor Maximierung zu stellen, könne Wertschätzung, Erlebnisintensität und auch Glücksempfinden steigern." Süddeutsche Zeitung, 24.9.2011

Michael Müller ist Bundesvorsitzender der Naturfreunde und war zuletzt Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium

Johano Strasser ist Professor für Politikwissenschaft und Schriftsteller. Seit 2007 ist er Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland

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