SPD ehrt Klaus Staeck – Mischt Euch ein!
Florian Gaertner/photothek.net
„Ich leide wirklich unter Ungerechtigkeit“, sagt Klaus Staeck. Der Grafiker, Karikaturist und ehemalige Präsident der Akademie der Künste leidet aber nicht still. Er sucht vielmehr Verbündete, um etwas gegen Missstände zu tun. Regelmäßig trommelt er Kulturschaffende zusammen und nimmt den Kampf auf – gegen Fremdenhass, gegen Umweltverschmutzung, gegen die Auswüchse des Kapitalismus. Und für die SPD. Seit 58 Jahren ist Klaus Staeck Sozialdemokrat.
Seit 58 Jahren Sozialdemokrat
„Die SPD hat Klaus Staeck unheimlich viel zu verdanken“, sagt Thorsten Schäfer-Gümbel in seiner Laudatio. „Du bist ein Vorbild“, fährt der SPD-Vize und Vorsitzende des Kulturforums fort: Staeck sei klar in seiner politischen Haltung, auch laut und fordernd, aber er habe sich nie auf Kosten der Partei profiliert. Auch nicht, als er sich mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern 2003 bei Gerhard Schröder erfolgreich gegen eine deutsche Beteiligung im Irakkrieg einsetzt. Staeck werde auch im Erneuerungsprozess der SPD gebraucht, sagt Schäfer-Gümbel. An Klaus Staeck und die zahlreichen Geburtstagsgäste im Willy-Brandt-Haus gerichtet sagt er: „Lasst uns den gepflegten Streit suchen.“
„Jeder zweite Abgeordnete ist eine Frau“
Es gibt Staeck-Plakate die sind legendär. „Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen“, ist eines davon. Staeck hat es zur Bundestagswahl 1972 plakatiert. Ironie ist seine Waffe und wie scharf sie ist, zeigt auch die Reaktion seiner politischen Gegner. 41 Prozesse musste er führen – er hat alle gewonnen. Viele Staeck-Plakate sind zeitlos. „Jeder zweite Abgeordnete ist eine Frau“, steht auf einem Plakat von 1976. Darauf zu sehen sind Männer unter sich im Bundestag.
Zu wenig habe sich an der Situation geändert, sagt Katarina Barley. Die Bundesjustizministerin beklagt den geringen Frauenanteil im Deutschen Bundestag. Mit 30,7 Prozent ist er gerade niedriger als in den Jahren zuvor. „Ohne die Frauenquote geht es nicht“, sagt Barley. Und sie ruft die Frauen in der SPD dazu auf, sich zu solidarisieren und Netzwerke zu knüpfen. „Dann wird das was“, sagt sie.
„Du brichst das Verdruckste in der Sozialdemokratie auf“
Die Sozialdemokraten dürften sich nicht immer verstecken, sagt Staeck, sich nicht selbst klein machen. „Einmischung ist erste Bürgerpflicht“, hat Klaus Staeck einmal gesagt. Und sich selbst immer eingemischt. Der 1938 Geborene ist in der Industriestadt Bitterfeld aufgewachsen, mit 18 Jahren ist er aus der DDR ausgereist. „Ich bleibe mein Leben lang Flüchtling“, sagt er. Gerade deshalb finde er die feindselige Haltung, die heute gegenüber Geflüchteten herrsche, unerträglich. „Stell Dir vor Du mußt flüchten und siehst überall ‚Ausländer raus!‘“ – noch so ein Staeck-Plakat. Von 1986.
„Durch Deine Art und durch Deine Kunst brichst Du das Verdruckste in der Sozialdemokratie auf“, sagt Barley: „Du gibst der Sozialdemokratie Rückgrat – das ist unersetzbar.“ Großer Applaus im Atrium des Willy-Brandt-Hauses, aber Staeck will sich nicht nur feiern lassen. „Der Kampf geht weiter. Wir dürfen keine Pause machen“, sagt er. Und es ist schwer zu glauben, dass er am 28. Februar 80 Jahre alt geworden ist.
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.