Kultur

Sozialstaatsreformer und Glaubenskrieger - Rezension

von Die Redaktion · 8. September 2005

Eine These, die sich bei den britischen Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres bestätigt hat. Zwar gelang es der Labour Party stärkste Kraft im Land zu bleiben, aber die massiven Stimmenverluste sind eindeutig Blairs Außenpolitik zuzuschreiben und haben seine Position innerhalb der Partei deutlich geschwächt. Die Faszination an der charismatischen und machtbewussten Politikerpersönlichkeit schmälert dies nicht.

In seiner kurz vor den Wahlen erschienenen Biografie geht Mischler dem Moralisten, Christen und Politiker Tony Blair auf den Grund. Anekdotenreich erzählt der Autor aus den Jugendjahren des Premiers und zeigt auf, wer und was diesen intellektuell, religiös und moralisch geprägt hat. Er beschreibt Blairs innerparteilichen Aufstieg, den Umbau der Labour Party zu New Labour und die Reform der britischen Sozial- und Wirtschaftspolitik. Auch Blairs umstrittene Außenpolitik kommt nicht zu kurz, allen voran der gemeinsam mit den USA geführte Feldzug gegen den Irak. Trotzdem sieht Mischler in Blair einen überzeugten Europäer, der eine starke Partnerschaft zwischen den USA und

Europa anstrebt. Auch wenn die politische Analyse und Bewertung von Blairs Politik zum Teil etwas einseitig ausfällt - Mischler ist ein Anhänger des Dritten Weges - lesenswert ist die erstaunlich kurzweilig geschriebene Biografie allemal.

Gerd Mischler: Tony Blair. Reformer, Premierminister, Glaubenskrieger. Parthas, Berlin. April 2005, 28 Euro, 260 Seiten, ISBN 3866015208



Vera Büttner

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