Kultur

So würde ich noch einmal leben

von Die Redaktion · 7. Oktober 2005

1915 geboren, als Tochter aus großbürgerlichem jüdischen Haus in Sofia und Wien aufgewachsen, 1935 nach London emigriert, lernte sie dort im Umkreis des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) Willy Eichler kennen, mit dem sie nach Ende des Krieges nach Deutschland zurückkehrte. Hier nahmen beide bald eine bedeutende Rolle in der Nachkriegssozialdemokratie ein.

Eichler, dessen Mitarbeiterin, Lebensgefährtin und Ehefrau sie wurde, war die entscheidende Persönlichkeit in ihrem Leben. Auch nach seinem Tod setzte sie fast 35 Jahre bis heute ihre politische Arbeit in ihrem gemeinsamen Sinn fort.

Susanne Miller, inzwischen fast erblindet, hat ihre Lebenserinnerungen der Autorin Antje Dertinger erzählt, die sie behutsam bearbeitete. So ist eine besondere Biografie gelungen: Aus Bruchstücken, Erinnerungssplittern, Episoden und persönlichen Reflexionen entfaltet sich das faszinierende Lebensbild einer ungewöhnlichen politischen Frau, die freilich Einblicke in ihre Gefühlswelt sorgsam abschirmt.

Es enstand ein unverzichtbares Dokument zur Zeitgeschichte der Arbeiterbewegung.

Bei den entscheidenden Wegpunkten der sozialdemokratischen Nachkriegsgeschichte, wie der Entstehung des Godesberger Programms oder des SPD-SED-Papiers, war Susanne Miller an zentraler Stelle beteiligt. Hier hätte man sich eine etwas eingehendere Darstellung gewünscht.

Miller, Susanne: "So würde ich noch einmal leben" - Erinnerungen

Aufgezeichnet und eingeleitet von Antje Dertinger

Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2005, 216 S., 14,80 Euro

ISBN 3-8012-0351-4

Werner Loewe

0 Kommentare
Noch keine Kommentare