Beinahe am Überzeugendsten am ganzen Film ist die Eingangsszene. Grelle Farben und harte Eisentore säumen den Weg in die Freiheit. Die Überwachungskamera, die an jeder Tür hängt, verkörpert
den Rechtsstaat. Er entscheidet, ob ein Mensch gesühnt hat oder noch schuldig ist. Jedoch wird klar, dass es eigentlich von der anonymen Willkür des Gefängniswärters abhängt, ob der Protagonist
Bastian in die Freiheit entlassen wird.
Mit Farben arbeiten die Regisseure, um Stimmungen zu verdeutlichen. Seltsame Perspektiven helfen, die Gefühlswelt der Figuren in die Realität zu integrieren. Das Auge der Kamera ist auf
außergewöhnliche Stellungen fokussiert und verleiht dem Film etwas sehr Künstlerisches. Irreal wirken die Szenen, wenn der Protagonist Bastian in einer Fontäne steht, wenn er in Ohnmacht fällt,
wenn er sich versehentlich selbst das Messer in den Bauch rammt, welches für seinen Erpresser gedacht war.
Die Geschichte ist kompliziert. Der junge Betonbauer Bastian bringt einen Stadtstreicher um. Einfach so. Danach wird er von seinem besten Freund erpresst. In seiner Not trifft er auf
Wandergesellen. Bastian entscheidet sich, sie zu begleiten. Er hofft, zu sich selbst zu finden. Auf der altertümlich anmutenden Flucht begegnet er Festus, einem Steinmetz, der sich schon viel zu
lange auf Walz befindet. "Für den unbekannten Hund" zeigt das Leben irreal, derb und lyrisch. Das war auch die Absicht der Regisseure: "Wir wollten einen Film machen, der den Mut hat, sich dem
Risiko stellt, eine grosse, epische Geschichte vollständig, von A bis Z zu erzählen."
Die beiden Hauptdarsteller, der Breakdancer Lukas Steltner als Bastian und der Rapper Ferris MC alias Sascha Reimann als Festus, verleihen ihren vom Schicksal gebeutelten Charakteren
Authentizität. Der noch jugendlich wirkende Bastian entwickelt erst in der persönlichen Beziehung zu Festus eine Form der Reue. Er übernimmt Verantwortung in der Freundschaft und steht dem Älteren
in seiner verzweifelten Liebe zu Leila (Zarah Löwenthal) bei.
Der Film überzeugt durch den Dauerkonflikt des Mörders und die realistische Darstellung der Walz. Er ist auf Lowbudget-Basis finanziert und kommt fast ohne professionelle Schauspieler aus.
"Wir wollten einen Film machen, in dem wir keine "Schauspieler" sehen, sondern einen Steinmetz auf Wanderschaft, einen Betonbauergesellen, eine Bikerin," befinden die Regisseure. Sie bleiben nah
dran an der eigentümlichen Wahrheit des Walz-Alltags und bestechen trotzdem mit einer hoch emotionalen Kunst. Dafür bekamen sie bereits Anerkennung. Im Juni gewannen sie den Publikumspreis des
Festivals des Deutschen Films in Mannheim-Ludwigshafen.
Start: 06. Dezember 2007
Julia Kleinschmidt
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