Kultur

Roter Teppich vorm Willy-Brandt-Haus

von Birgit Güll · 11. Februar 2014

Zum elften Mal lud die SPD anlässlich der Berlinale zum Filmabend ins Berliner Willy-Brandt-Haus. Im Mittelpunkt des Abends stand Pepe Danquarts Film „Lauf Junge Lauf“ – die wahre Geschichte eines jüdischen Jungen, der alleine den Holocaust überlebt.

Es ist Berlinale-Zeit in Berlin. Montagabend rollte die SPD vor dem Willy-Brandt-Haus den roten Teppich aus und lud zur Vorpremiere des Films „Lauf Junge lauf“. Regisseur und Oscar-Preisträger Pepe Danquart erzählt darin die Geschichte eines 8-jährigen jüdischen Jungen, der aus dem Warschauer Ghetto flieht und sich bis Kriegsende durchschlägt. Es ist die wahre Geschichte von Yoram Fridman. Der empfinde es als späte Genugtuung, dass ausgerechnet ein deutscher Regisseur sie verfilmte, berichtet Pepe Danquart. Er ist mit einem großen Teil der Filmcrew zur deutschen Vorpremiere ins Willy-Brandt-Haus gekommen.

Friedensprojekt Europa

„Der Film erinnert daran, wozu Menschen fähig sind“, sagt Sigmar Gabriel. Er spricht auf dem Empfang vor dem Film und unterstreicht, wie wichtig es ist an die Shoah zu erinnern. Es gebe nicht mehr viele Zeitzeugen und so seien neue Formen der Erinnerung nötig. Pepe Danquarts Film sei ein Blick zurück und eine Mahnung. Wenn heute viel über die Krise der Europäischen Union und die Hilfszahlungen an Mitgliedsstaaten wie Griechenland gesprochen werde, dürfe man nicht vergessen, dass Deutschland nach dem Krieg massive Hilfe bekommen habe. „Die, die unter uns gelitten haben, haben uns wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen“, sagt der Wirtschaftsminister und SPD-Chef.

Im Jahr der Wahlen zum Europäischen Parlament erinnert Gabriel daran, dass Europa ein großes Zivilisationsprojekt sei: „Es ist die Voraussetzung für Frieden und Stabilität auf dem Kontinent.“

Filmschaffende absichern

Gabriel kam in der Parteizentrale der Sozialdemokraten auch auf die filmpolitischen Vorhaben seiner Partei zu sprechen. Was in den letzten Jahren vorbereitet wurde, könne jetzt, in der Regierung, umgesetzt werden. Die soziale Absicherung der Filmschaffenden müsse im Vordergrund stehen. Dafür sei die Stabilisierung der Künstlersozialkasse (KSK) ebenso zentral wie besondere Arbeitslosgeld-Regelungen, die auf die häufig kurzfristigen Beschäftigungsverhältnisse in der Filmbranche Rücksicht nehmen.

Gabriel unterstrich, dass die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verbessert werden müssten. Hier gehe es auch um die Vorbildfunktion, unterstrich der Wirtschaftsminister. Er hob außerdem die Förderinstrumente für den Film hervor: der Deutsche Filmförderfonds und die im Filmfördergesetz verankerten Instrumente sorgten dafür, dass der Film sich hierzulande gut entwickle. Die Branche sei mit knapp zehn Milliarden Euro Umsatz ein wichtiger Wirtschafszweig. Zugleich sei Film aber ein Kulturgut. Gabriel unterstrich, dass es in den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA Ausnahmeregelungen für die Kultur geben müsse.

Ein Film als Hommage an die Kinder dieser Welt

Im vollbesetzten Atrium des Willy-Brandt-Hauses begrüßte die neue SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi die Gäste der Vorpremiere. Sie lobte „Lauf Junge Lauf“ als einen Film, der die Grenzen zwischen Tätern und Opfern des Holocaust nicht verwische. Zuvor hatte Sigmar Gabriel von einem Film gesprochen, der emotionale Erinnerung möglich mache, der „die Menschen ergreift“. Wie Recht er damit hatte, konnte man während der Filmvorführung sehen: Nicht wenige verfolgten mit Tränen in den Augen, wie der kleine Junge mit viel Kraft und Intelligenz seinen nationalsozialistischen Mördern entkommt.

„Der Film kann als Hommage an alle Kinder dieser Welt verstanden werden, die heute in Kriegsgebieten um ihr Überleben kämpfen“, sagte die Produzentin des Films Susa Kusche. Sie war ebenso zu Gast im Willy-Brandt-Haus wie Pepe Danquart, die polnische Schauspielerin Elisabeth Duda und die deutschen Darsteller Jeanette Hain und Rainer Bock, die von der fruchtbaren Zusammenarbeit des internationalen Teams der deutsch-französisch-polnischen Produktion schwärmten. Mit einem langen Applaus drückten die Premierengäste im Willy-Brandt-Haus ihre Wertschätzung für den Film und sein Team aus.

 
„Lauf Junge Lauf“ läuft ab 17. April in den deutschen Kinos.

 

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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