Kultur

Roland Kaiser: „Die Menschen haben ein Recht auf Unterhaltung.“

Roland Kaiser ist einer der ersten Künstler in Deutschland, der in Corona-Zeiten wieder ein Live-Konzert geben wird. Im Interview sagt der Schlager-Star, warum es ein besonderer Auftritt wird und was den Kulturbereich von der Fußball-Bundesliga unterscheidet.
von Kai Doering · 12. August 2020
Schlager-Star Roland Kaiser ist einer der SPD-Wahlmänner aus Mecklenburg-Vorpommern in der Bundesversammlung.

Normalerweise hätten Sie im August in Dresden auf der Bühne vor zehntausenden Fans gestanden. Wegen Corona sind die Konzerte der „Kaisermania“ ins kommende Jahr verschoben. Wie groß ist die Enttäuschung?

Es ist immer schade, nicht auf der Bühne stehen zu können, aber dass die Konzerte der „Kaisermania“ verschoben werden mussten, stand für mich nie infrage. Das ist einfach die Einsicht in die Notwendigkeit der Dinge. In einer derart außergewöhnlichen Situation müssen auch außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden. Ich finde übrigens, dass die politisch Verantwortlichen bisher großartig reagiert haben und unser Land sehr maßvoll und verantwortungsbewusst durch diese Krise gesteuert haben. Und auch unser Gesundheitssystem, das ja gerne kritisiert wird, hat sich voll bewährt. Jetzt ist es an uns, uns maßvoll und verantwortungsbewusst zu benehmen. Mit der Verschiebung der Konzerte leiste ich einen Beitrag dazu.

Seit dem Frühjahr konnten Sie keine Konzerte geben. Wie haben Sie ihr Umfeld in den vergangenen Monaten erlebt?

Mein direktes Umfeld hat sich in der Corona-Zeit sehr verantwortungsbewusst verhalten. Das habe ich auch nicht anders erwartet. Umso trauriger finde ich, dass man immer wieder Menschen sieht, die meinen, die Corona-Regeln würden nicht für sie gelten.

Hatten Sie Sorge, selbst krank zu werden?

Nein, die hatte und habe ich nicht. Ich halte mich an all das, was vorgeschrieben ist. Zu Zeiten der strengsten Kontaktbeschränkungen habe ich auch nur sehr wenige Außenkontakte gehabt und habe auch schon eine Maske getragen, bevor sie zur Pflicht wurde.

Am 3. und 4. September werden Sie in Berlin auf der Waldbühne stehen und nach einer langen Corona-Pause die dortige Konzertsaison eröffnen. Wie groß ist die Vorfreude?

Die ist natürlich riesig. Es wird schon eine besondere Situation sein, nicht nur wegen der langen Pause, sondern weil wir nur vor 5000 Menschen spielen werden, also vor weniger als einem Viertel der Zuschauer, die die Wahlbühne fasst. Aber auf die freue ich mich besonders! Ich werde einer der ersten Künstler in Deutschland sein, der wieder ein Live-Konzert erleben darf. Das macht mich sehr glücklich.

Wie planen Sie ein Konzert unter Corona-Bedingungen?

Da gibt es ja ganz klare Vorgaben vom Berliner Senat. Natürlich werden wir uns an alle Abstands- und Hygieneregeln halten. Es muss aber niemand Sorge haben, dass die Atmosphäre steril sein oder keine Stimmung aufkommen wird – im Gegenteil. Ich bin mir sicher, dass es ein sehr emotionales Konzert werden wird, gerade wegen der besonderen Umstände.

Bereits am 15. August werden Sie in der ARD eine Show mit vielen Gästen unter der Überschrift „Liebe kann uns retten“ moderieren. Was erwartet das Publikum da?

Unser Ziel ist keine zweite Schlagershow. Die gibt es mit Florian Silbereisen bereits sehr erfolgreich. Das Leitmotiv der Sendung am 15. August lautet „Unterhaltung mit Haltung“. Deshalb habe ich Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Genres eingeladen, die in ihrem Leben andere Menschen unterhalten und dabei eine klare Haltung haben. Die Liste reicht von Maite Kelly bis Ronan Keating, von Ben Zucker bis Wolfgang Niedecken. Die Zuschauer können sich auf interessante Gespräche und gute Musik freuen.

Was bedeutet Haltung für Sie persönlich?

Mir geht es gar nicht vordergründig um eine politische Haltung, sondern eher um eine soziale. Vieles zeigt sich im täglichen Leben etwa durch Rücksichtnahme, Vorsicht oder Höflichkeit. Gerade jetzt in Corona-Zeiten spielt die soziale Haltung aus meiner Sicht eine entscheidende Rolle. Viele Menschen, auch in meinem Umfeld, hat die Krise hart getroffen. Da versuche ich, meine privilegierte Position mit anderen Menschen zu teilen und ihnen damit zu helfen.

Wie wird Corona die Kunst- und Kulturszene in Deutschland verändern?

Ich hoffe sehr, dass Kunst und Kultur durch Corona nicht zum Erlahmen kommen. Die Kultur ist ein so wichtiger Teil der Gesellschaft. Leider wird er oft aber nur wenig wertgeschätzt – auch, weil uns die Lobby fehlt. Die Menschen haben aber ein Recht auf Unterhaltung. Das sollten wir gerade in schwierigen Zeiten mehr als deutlich machen. Hinzu kommt, dass viele Existenzen am Kulturbereich hängen. Nicht nur die der Künstlerinnen und Künstler selbst, sondern auch die von Musikern, Technikern, Maskenbildnern, Kameraleuten und vielen mehr. Die Kunst- und Unterhaltungsbranche hat zuletzt einen Umsatz von ca. 40 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet. Das ist eine gewaltige Summe. Und anders als im Fußball sind wir auf zahlende Zuschauer angewiesen.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare