Er gehört mit zu den großen Schriftstellern der literarischen Moderne. Hoch gelobt von seinen Zeitgenossen, lebte Robert Walser doch am Rande des Literaturzirkels. - Bis er fast völlig
verschwand: 28 Jahre, und damit ein Drittel seines Lebens, verbrachte er in einer psychiatrischen Anstalt. 24 Jahre davon ohne ein Wort zu schreiben. Bis heute haftet seiner Biographie etwas
Rätselhaftes an.
"Ein Autor, dessen Leben im Schreiben aufging"
Bernhard Echte, der ehemalige Leiter des Robert Walser-Archivs, hat mehr als zwei Jahrzehnte damit verbracht, Dokumente und bildliche Zeugnisse aus Walsers Leben zu finden. Er suchte
Lebensorte des Schriftstellers auf, sprach mit Personen, denen Walser begegnete, und fand Schriftstücke aus seiner Lebenszeit.
Es ist ihm gelungen, eine ungeheure Menge an Material zusammengetragen. - Und doch zeigen die Bilder fast nichts vom Eigentlichen, "was dieses Leben ausmachte und was es hervorbrachte: die
bezauberndste dichterische Imagination und Spracherfindung - geboren an den Orten der denkbar größten Kargheit", räumt Echte im Vorwort des Buches ein. Schließlich handele es sich bei Walser um
einen Autor, "dessen Leben im Schreiben aufging", wie bei kaum einem anderen Schriftsteller, betont der Herausgeber.
Und trotzdem ist der liebevoll zusammengestellte, materialreiche Band kein uninteressanter Beitrag zu Robert Walsers Biographie: dieses zurückgezogenen Schriftstellers, "der fast drei
Jahrzehnte als Gescheiterter in psychiatrischen Anstalten" verbrachte, und dabei nicht den Verstand verlor, wie Echte formuliert. Denn auch wenn die Bilder nicht in der Lage sind Walsers Welt zu
zeigen, ermöglichen sie doch einen spannenden Einblick in seine Umwelt.
Bernhard Echte (Hg.): "Robert Walser. Sein Leben und Werk in Bildern und Texten." Suhrkamp Verlag, 2008, 511 Seiten, 49 Euro, ISBN 978-35-184-18604
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Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.