Kultur

Rechte Szene im Fokus

von Sebastian Edathy · 10. Oktober 2012

Wer sich einen guten, übersichtlichen Eindruck verschaffen will von aktuellen Entwicklungen im Bereich des deutschen Rechtsextremismus, findet mit dem Buch „Neue Nazis“ von Toralf Staud und Johannes Radke eine ausgezeichnete Handreichung.

Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich die Szene verändert, hat sich der organisierte Rechtsextremismus verjüngt und zunehmend vernetzt. Das Phänomen der „Autonomen Nationalisten“ weist zudem auf eine steigende Gewaltbereitschaft hin. Deutlich wird: Die Terrorgruppe NSU, die über Jahre hinweg mordend, raubend und Anschläge begehend durch die Republik ziehen konnte, hat nicht in einem luftleeren Raum agiert. 

Die Radikalisierung der späteren Mörder ist nur aus einem spezifischen Umfeld erklärbar, in dem Bereitschaft zur Militanz zunehmende Verbreitung findet. Weil das so ist, sind nicht nur unsere Sicherheitsbehörden, sondern ist die demokratische Gesellschaft insgesamt zur Aufmerksamkeit verpflichtet. Das Bild, das die Autoren zeichnen, ist leider zutreffend: Zu oft wurde und wird weggeschaut. Die Klärung, unter anderem im deutschen Bundestag, wieso die Sicherheitsarchitektur im Falle der Terroristen aus Jena versagt hat, ist notwendig. Sie kann aber die Bereitschaft der Demokratinnen und Demokraten nicht ersetzen, sich für die Demokratie einzusetzen.

Ja, Rechtsextremismus ist Realität in Deutschland. Aber eine Realität, die wir nie als Normalität akzeptieren dürfen! Ich wünsche dem Buch viele Leser/innen.

Toralf Staud, Johannes Radke: Neue Nazis: Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts, KiWi  Verlag 2012, 272 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3-462-04455-3

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