Kultur

Preis der Leipziger Buchmesse geht an Philipp Ther

In der Kategorie Sachbuch geht der Preis der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr an den Historiker Philipp Ther. Sein Buch „Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa“ bezeichnet die Jury als Geschichtsbuch, das „lesen sollte, wer die jüngsten Konflikte in Europa verstehen will“.
von Birgit Güll · 13. März 2015

Philipp Ther analysiert in „Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent“ (Suhrkamp, 2014) die Entwicklung in den früheren Sowjetrepubliken nach dem Zerfall der Sowjetunion. „Eine Geschichte des neoliberalen Europa“ heißt das Buch im Untertitel. Ther beschreibt darin, wie die sozialistischen Ökonomien auf eine neoliberale Ordnung getrimmt wurden. Der Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien rekapituliert den Verlauf der Transformation. Die Reformen seien stets als alternativlos verkauft und als Schocktherapie verordnet worden, das erklärte der Historiker bereits bei seinem Besuch am vorwärts Stand auf der Frankfurter Buchmesse.

Historiker liefert erhellende Analyse für europäische Konflikte

Die Jury lobt Thers Buch als „ein Geschichtsbuch, das, 25 Jahre nach dem Mauerfall, von der Gegenwart handelt“ und empfiehlt die Lektüre allen, die die jüngsten Konflikte in Europa verstehen wollen. Ther setzte sich in der Kategorie Sachbuch gegen die Nominierten Philipp Felsch („Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960 bis 1990“), Karl-Heinz Göttert („Mythos Redemacht“), Reiner Stach („Kafka. Die frühen Jahre") und Joseph Vogl („Der Souveränitätseffekt“) durch.

Erstmals Lyriker mit Preis der Leipziger Buchmesse geehrt

In der Kategorie Belletristik/Lyrik überzeugt Jan Wagner mit „Regentonnenvariationen“ (Hanser Berlin Verlag). Damit ging der Preis der Leipziger Buchmesse erstmals an einen Lyriker. Die Jury lobt Wagners Texte als „Lyrik voller Geistesgegenwart“. Der 1971 in Hamburg geborene Wagner lebt als Lyriker, Übersetzer und Herausgeber in Berlin. Er setzte sich gegen Ursula Ackrill („Zeiden, im Januar“), Teresa Präauer („Johnny und Jean“), Norbert Scheuer („Die Sprache der Vögel“) und Michael Wildenhain („Das Lächeln der Alligatoren“) durch.

Mirjam Presslers Übersetzung von „Judas“ ausgezeichnet

In der Kategorie Übersetzung wurde Mirjam Pressler für ihre Übertragung von Amos Oz’ Buch „Judas“ (Suhrkamp Verlag) aus dem Hebräischen ausgezeichnet. Pressler übersetzt aus dem Hebräischen, dem Englischen und Niederländischen. Sie hat unter anderem auch Texte von Anne Frank und John Steinbeck übersetzt. Zu der Übertragung von „Judas“ erklärt die Jury: „Mit kunstvoller Zurückhaltung trifft Mirjam Pressler den Ton dieses großen Erzählers und macht seine schroffe Wärme auch auf Deutsch spürbar.“ Der 85-jährige Oz war bei der Preisverleihung am gestrigen Donnerstag in Leipzig anwesend.

Der Preis der Leipziger Buchmesse wird jedes Jahr am Tag der Eröffnung der Buchmesse verliehen. Er wird in drei Kategorien vergeben und ist mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Die Buchmesse Leipzig läuft noch bis zum 15. März 2015.

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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