Gegliedert ist das Buch in fünf Teile: 1. Studium; 2. Abschied von der Uni; 3. Ankunft im Berufsleben I; 4. Ankunft im Berufsleben II - hierbei geht es um Absolventen, die die Universität
nicht verlassen, sondern dort eine wissenschaftliche Karriere verfolgen wollen; und schließlich, 5. Serviceteil.
Der Prominenteste unter den von Jutta Allmendinger ausgesuchten Autoren ist der frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin - und sein Beitrag gehört auch zu den interessantesten. Es
geht ihm um die "Zukunftsfähigkeit universitärer Bildung". Er beleuchtet die wissenschaftspolitischen Hintergründe und Konsequenzen des so genannten Bologna-Prozesses. Ende der 1990er Jahre wurde
eine Initiative gestartet, das Hochschulwesen in Europa zu harmonisieren. Auf der Grundlage der 1989 in Sorbonne geschlossenen Erklärung zwischen den Bildungsministern Frankreichs, Deutschlands,
Großbritanniens und Italiens entstand ein Jahr später die Erklärung der Bildungsminister, die Vertreter aus 29 europäischen Ländern im Sommer 1999 in Bologna unterzeichneten. (Die Vorbereitung und
Umsetzung dieser Erklärung wird als Bologna-Prozess bezeichnet.)
Nida-Rümelin schlussfolgert in seinem Text, dass ein neues politisches Interesse an der Bildung für Deutschland die Chance böte, sich auf "seine traditionellen Stärken zu besinnen". Er warnt
jedoch davor, dass Bildung "ökonomisch und politisch instrumentalisiert" wird. Es geht immerhin ja auch noch um die Selbstbestimmung des Menschen, ob der nun studiert oder nicht. Die folgenden
Beiträge dieses ersten Themenblocks mit dem Titel "Arbeit und Bildung - Zukunftsinvestition Studium?" gehen in eine ähnliche Richtung. Akademische Abschlüsse seien zwar keine Jobgarantie mehr, aber
mit einem Studium lägen die Aussichten auf einen Arbeitsplatz nach wie vor höher als ohne, sagt der Beitrag von Jutta Allmendinger und Franziska Schreyer aus. Ihre optimistische Quintessenz lautet:
Die Arbeitsmarktlage für Hochschulabsolventen wird auch zukünftig und "trotz allem" gut sein.
Christiane Mück und Karen Mühlenbein, Preisträgerinnen des Deutschen Studienpreises 2005, können dem allerdings nicht zustimmen: "Überzeugende Anreize bietet der Arbeitsmarkt für
Hochschulabsolventen nicht." Ihre Ermunterung: "Vom Studium abhalten lassen sollte sich dennoch kein begabter junger Mensch - Idealismus vorausgesetzt." Das stimmt, bringt aber wenig, wenn der
"Studienschuss" letztendlich nur am "Pfosten des Arbeitsmarktes" landet. Alternativvorschläge, wie etwa eine Ausbildung und ein anschließendes berufsbegleitendes Studium, werden leider nicht
aufgeführt.
Das Buch verliert sich im Fortgang etwas zwischen allzu persönlichen Studien-Geschichten einerseits sowie unnötigen Allgemeinplätzen andererseits. Z.B. der von Philipp Albers:"Krisen sind
besonders günstige Zeiten, um etwas Neues auf die Beine zu stellen". Was ist mit solchem Rat schon anzufangen?
Wirkliche Ratschläge findet der Leser hingegen im Abschlusskapitel - dem "Ratgeber für junge Akademiker" von Nadia Chakroun. Hier werden ausgewählte Praxisinitiativen vorgestellt, die sich
vorbildlich um den Übergang vom Studium in das Berufsleben kümmern. Es gibt zahlreiche Links und Adressen zum Berufseinstieg für Hochschulabsolventen sowie kommentierte Literaturempfehlungen.
Insgesamt ist "Karriere ohne Vorlage" ein durchaus gut gemachtes Buch, das auch überzeugt. Es ist nicht von Schaden, wenn Absolventinnen und Absolventen ab und zu einen Blick hinein werfen.
Holger Küppers
Jutta Allmendinger (Hrsg.), "Karriere ohne Vorlage. Junge Akademiker zwischen Hochschule und Beruf", Edition Körber-Stiftung, 2005, 205 Seiten, 14 Euro, ISBN 3-89684-122-X
0
Kommentare
Noch keine Kommentare