Kultur

Obama als Antwort

von Peter Brinkmann · 21. September 2014

Ist Amerika am Ende? Diese Frage stellen die USA-Korrespondenten Reymer Klüver und Christian Wernicke in „Amerikas letzte Chance.“ Das sei Unsinn. Amerika sei auf vielen Gebieten immer noch führend – politisch, wirtschaftlich militärisch, kulturell, technologisch. Und doch heißt das Buch „Amerikas letzte Chance“ – und zwar ohne Fragezeichen.

„Yes we can“. Vor jetzt fast 4 Jahren klang das wie ein großes Versprechen. Barack Obama sagte es landauf landab. Für viele Amerikaner war er der neue Messias, der die USA aus dem tiefen Tal der Tränen, in die es nach den Kriegsabenteuern von George W. Bush geraten war, herausholen konnte. Das war die Hoffnung.

Warum Obamas Wiederwahl scheitern kann

Im November 2012 muss Obama sich zur Wiederwahl stellen. Viele Amerikaner, die vor vier Jahren auf ihn setzten, werden ihm ihre Stimme nicht mehr geben. Die Autoren, beide arbeiten in Washington als Korrespondenten, nennen Gründe dafür. Sie erinnern daran, dass Obama die gewaltigste Wirtschaftskrise seit der großen Depression zu meistern hatte: Bankenkrise, Autokrise, Immobilienkrise, Jobkrise. Außerdem zwei Kriege, die endlos schienen.

Die innerlich verfeindeten Staaten von Amerika
Was also kann Amerika retten? Die beiden Parteien, Republikaner und Demokraten, sind sich spinnefeind. Die ideologischen Gräben sind tiefer geworden. Statt Konsens bestimmt Konfrontation den politischen Diskurs in Amerika. Die USA seien innerlich die „verfeindeten“ Staaten von Amerika, so die beiden Autoren.

Auch außenpolitisch stehen die Amerikaner nicht so glänzend da, wie sie es gewohnt waren. Denn in den USA – genau wie in der restlichen Welt – ist die Frage welche Rolle das Land international spielen soll höchst umstritten.

Enorme Herausforderungen stehen bevor
Was also wird aus Amerika? Viele Intellektuelle blicken besorgt auf die Probleme ihres Landes, während sich im amerikanischen Fernsehen und in der Politik Populismus und Hass breitmachen.

Klüver und Wernicke ziehen nüchtern Bilanz nach vier Jahren Barack Obama und wissen, was den nächsten Präsidenten erwarten wird: enorme Herausforderungen. Genau deshalb kommen sie zu dem Schluss: einzig die Wiederwahl Obamas sei Amerikas letzte Chance, um den Anspruch als westliche Führungsmacht aufrechtzuerhalten und sich selbst wieder neu zu erfinden.

Es ist eine schwierige Aufgabe für Barack Obama, aber er gilt zumindest als sehr viel demokratischer als die Republikaner, die derzeit in den Vorwahlen ihren Präsidentschaftskandidaten suchen. Doch Republikaner wie Demokraten setzen in diesem Wahlkampf auf die neue innere Zerrissenheit die USA. Und sie setzen auf Konfrontation.

Ein Demokrat gegen die soziale Spaltung

Die beiden Journalisten erklären, dass die Wahl eines republikanischen Präsidenten die sozialen und gesellschaftlichen Spannungen in den USA weiter verschärfen würde: Die Armut würde zunehmen, weil Gelder gekürzt würden. Die Kosten der ungelösten Immobilienkrise würden steigen, wenn Programme gegen Zwangsversteigerung gekürzt würden. Obamas Sozialpolitik käme unter die Räder. – Zulasten all der schon jetzt verarmten Amerikaner.

Nur die Wiederwahl könne die Weltmacht vor Schlimmerem bewahren, betonen die Autoren. Klüver und Wernicke haben ein spannendes und leicht zu lesendes Buch geschrieben. Wer wissen will, was die USA in diesem Wahlkampf durchmachen und worüber sie diskutieren, ist mit dem Buch „Amerikas letzte Chance“ gut beraten.

Reymer Klüver und Christian Wernicke: „Amerikas letzte Chance“, Berlin Verlag, 2012, 351 Seiten, 20,50 Euro, ISBN 978-3-8270-1059-9

0 Kommentare
Noch keine Kommentare