Sie ist einer der drei Grundwerte der Sozialdemokratie. Für den Sänger Marius Müller-Westernhagen war sie "die einzige, die zählt". Und in Ägypten demonstrierten Zehntausende auf dem nach ihr
benannten Platz gegen Staatspräsident Husni Mubarak. "Das Freiheitsstreben der Menschen ist vielleicht die mächtigste Kraft der Geschichte", schreibt der Journalist Robert Misik in seinem Beitrag
für die aktuelle Ausgabe des
philosophisch-ökonomischen Magazins "agora42". Die Zeitschrift widmet sich dem Thema "Freiheit" aus wie gewohnt höchst unterschiedlichen Perspektiven.
Misik etwa untersucht "das Pathos der Freiheit". "Als Parole ist Freiheit aus der Mode gekommen bei uns in den vergangenen dreißig Jahren", analysiert er. "War sie früher eine Parole
emanzipatorischer, meist linker Bewegungen, haben in den vergangenen dreißig Jahren vor allem die Neokonservativen und Neoliberalen die Freiheit vor sich hergetragen." Will die Linke wieder
Bedeutung erlangen und ihr Ziel der sozialen Gerechtigkeit umsetzen, muss sie auch das Ziel der Freiheit zurück erobern, lautet Misiks Folgerung.
Neoliberalismus und Freihandel
Doch welches Ziel verfolgen sie eigentlich die "Neoliberalen"? "Seit seiner Entstehung hat das Wort 'Neoliberalismus' unter dem Einfluss der politischen Linken in aller Welt einen
derartigen Bedeutungswandel erlebt und erlitten, dass er mittlerweile für das Gegenteil des ursprünglich gemeinten steht", resümiert die Ökonomin Karen Horn in ihrem Beitrag, in dem sie das
Entstehen und die Grundlagen von "Liberalismus und Neoliberalismus" unter die Lupe nimmt.
"Im Liberalismus ist der oberste Wert die individuelle Freiheit des Menschen", wohingegen "im Kern des neoliberalen Konzepts für die Wirtschaft der Wettbewerb steht, der für Leistung
sorgt". Ob dies auch für die Idee des Freihandels gilt? Darüber streiten sich der Autor Christian Felber und der Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung, Jürgen Morlok. Während Felber sicher
ist, dass Freihandel "eine Waffe der Stärkeren gegen die Schwächeren" ist, schreibt Morlok, er sei "nichts anderes als ein gelebtes Freiheitsrecht".
Mut zur Auseinandersetzung mit schwierigen Themen
Die Art und Weise, wie sich die Autoren der dritten Ausgabe der "agora42" dieses Jahres dem Thema Freiheit nähern, ist ausgesprochen breit und ansprechend. Die Wirtschaftswissenschaftlerin
Horn kommt ebenso zu Wort wie der Bergsteiger Reinhold Messner, für den Freiheit die Möglichkeit ist, "mich nach meinen Vorstellungen entfalten zu können". Im Interview mit der agora42-Redaktion
fordert Messner zudem einen schlankeren Staat ("Wir müssen den Mut aufbringen, den Staatsapparat radikal abzuspecken.") und spricht sich für die Direktwahl von Politikern aus: "Ich möchte unsere
besten Köpfe in der Regierung sehen.".
Mit schwierigen Themen hat die Redaktion der agora42 Erfahrung. Nach einem Heft unter dem Titel "Vorsicht Arbeit!" und der Frage "Was macht das Leben komplex?" hat sich das kleine Team um
Chefredakteur Frank Augustin in der dritten Ausgabe dieses Jahres der "Freiheit" angenommen - und diese Aufgabe erneut mit Bravour gemeistert. Die Autorenauswahl ist ebenso gelungen wie
ausgewogen, die Lektüre für den Leser ein echter Gewinn.
"Freiheit muss heute in immer schwierigeren Verhältnissen, das heißt in einer Zeit, in der an allen Ecken und Enden das Geld ausgeht, verteidigt werden", schreibt Frank Augustin in seinem
Editorial. Wie dies gelingen kann und vor allem, warum sich der Kampf lohnt, zeigt diese Ausgabe seines Magazins.
agora42 Ausgabe 03/2011 "Freiheit. Somewhere Over The Rainbow?" 7,90 Euro
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