Die Städtische Galerie e.o.plauen ist umgezogen. Die Galerie, eine besondere Kulturadresse der vogtländischen Spitzenstadt Plauen, befindet sich seit mehr als einem halben Jahr in eben einem neuen, wunderbaren Domizil: Es ist ein kleines, aufwändig und sorgsam restauriertes Bürgerhaus gleich neben dem Vogtlandmuseum in der Nobelstraße in der Altstadt und damit passend zum Ensemble der musealen Einrichtung gehörend. Über den Haupteingang des Museum erreicht der Besucher das verwinkelte, mehrgeschossige Ausstellungshaus, in dessen Zentrum sich eine Art Lichthof mit Balkonen befindet, das architektonische Herz der Expositionen.
Mit Kästner nach Paris
Erich Ohser nannte sich e.o.plauen, sein Name ist abgekürzt und er setzte die Nennung von Plauen als eine Stadt, die ihm zeitweise eine wichtige Heimat in seinem kurzen Leben
war, noch dazu. Welche Hommage. In Plauen beendete er seine Lehre als Schlosser bevor er zum Studium nach Leipzig weiterzog. Dort studierte e.o.plauen von 1920 bis 1927 an der Staatlichen
Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe Leipzig. Die Städtische Plauener Galerie unter Leitung von Elke Schulze verwahrt in Zusammenarbeit und Auftrag der
e.o.plauen-Stifung zahlreiche Materialien, Dokumente und originale Werke von Ohser, so Teile der Werke seiner schönsten, innigsten
Figuren, die von "Vater und Sohn".
Aktuell ist in der Galerie die Ausstellung "Lebenslinien. Begegnungen Erich Ohsers - e.o.plauen mit Erich Kästner, Erich Knauf und anderen Gefährten" zu sehen - ein Genuss für das Auge
und die Gedanken an Zeichnungen und Episoden. Man lese nur die Episode über Ohsers Reise mit Kästner nach Paris, ihr Organisieren und Improvisieren, ihr freundschaftlicher fast brüderlicher
Umgang. Dabei siezten sie sich beharrlich.
Wanderausstellung geplant
"In nächster Zukunft und auf Grund von Nachfragen von verschiedenen Seiten wird die Ohser-Stiftung auch eine Wanderausstellung zum Verleih anbieten, die den Zweck erfüllt, den Künstler
und sein Werk bekannter zu machen und zugleich auf den Nachlass in Plauen und die hiesigen Ausstellungen zu verweisen", sagt Galerie-Leiterin Schulze im Gespräch. Diese Ausstellung wird aus
zwölf Text-Bild-Bahnen bestehen, die je nach Absprache durch Reproduktionen und andere Objekte ergänzt werden könne. Ihr Titel werde lauten: "Erich Ohser (1903-44) - e.o.plauen. Erfinder von
"Vater und Sohn". Lebensbild und Künstlerschicksal".
"Thematisiert wird das Leben des Künstlers, die Bandbreite seines zeichnerischen Werkes (Zeichner, Karikaturist, Illustrator, Witzbildzeichner, Bildgeschichten-Zeichner), darüber hinaus aber auch seinen Lebenszusammenhang mit Freunden und Familie", sagt Schulze. Die Wanderausstellung sei eine Ergänzung zu den Ausstellungen der Originale in der galerie e.o.plauen im Ohser-Haus, sie werde auch das Haus selbst bekannter machen und Neugier auf unsere Aktivitäten vor Ort wecken. Schulze weiter: "Interessierte Häuser sind bis jetzt die Kreisvolkshochschule Gifhorn, die Literaturtage zu Kästner veranstaltet und das Bezirksmuseum Berlin-Marzahn, das einen mehr regionalhistorischen Bezug sucht." Somit könnten bald auch Berliner vor Ort Einblicke in das Schaffen und Leben eines großen Zeichners erhalten.
Die neueste Neuigkeit ist zum Schluss dieses Artikels erwähnt. Und wieder hätte sich Ohser sehr gefreut und gemeint: "Wie seid Ihr da rangekommen?" Gemeint ist eines von gerade noch drei existierenden Kinderbücherexemplaren, welches Ohser in den 1920er Jahren illustrierte: "Das kommt davon - Drei Tierschnurren" von Rudyard Kipling. Dieses Buch ist seit diesem Wochenende erstmals öffentlich zu sehen, in Plauen, erworben aus einer privaten Sammlung.
Städtische Galerie e. o. plauen
http://www.erichohser.de/galerie-e-o-plauen
Anschrift: Nobelstraße 7/13 - 08523 Plauen (Vogtland)
Telefon: +49 (0)3741 291 234 4
Email:
galerie-e.o.plauen(at)freenet.de
Öffnungszeiten: Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag (sowie Feiertag) von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderöffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung.
Der Plauener Kulturbetrieb verwahrt für die "e.o.plauen" - Stifung 40 von etwa 200 vorhandenen Vater und Sohn-Originalen. Drei Jahre, vom Dezember 1934 bis zum Dezember 1937, publizierte
e.o.plauen in der "Berliner Illustrirten Zeitung".
So gelten e.o.plauens Erfindungen wie die von Vater und Sohn als eine der frühesten Comics des deutschsprachigen Raumes.
Frank Blenz arbeitet als freier Autor, Journalist und Fotograf, schreibend für Lokalzeitungen und Wochenblätter; ist Texter, Musiker, Veranstalter (Podiumsdiskussionen, Konzerte) beheimatet in Plauen und Region Vogtland.